"Ja, ich will - aber nicht irgendwo"

Bad Salzschlirf. Nullachtfünfzehn-Eheschließungen stoßen bei immer weniger Brautleuten auf Gegenliebe. Egal ob heiraten im Zeppelin oder im Fußballstadion - viele Brautpaare wollen ihre Trauung an einem außergewöhnlichen Ort zelebrieren. "Es gibt immer schrägere Ideen", sagt Deutschlands oberster Standesbeamter, Jürgen Rast

Bad Salzschlirf. Nullachtfünfzehn-Eheschließungen stoßen bei immer weniger Brautleuten auf Gegenliebe. Egal ob heiraten im Zeppelin oder im Fußballstadion - viele Brautpaare wollen ihre Trauung an einem außergewöhnlichen Ort zelebrieren. "Es gibt immer schrägere Ideen", sagt Deutschlands oberster Standesbeamter, Jürgen Rast. Der 65-Jährige aus Kassel ist Präsident des Bundesverbandes, der seinen Sitz im hessischen Bad Salzschlirf hat. Rast beobachtet: "Heiraten an ungewöhnlichen Orten, zu ungewöhnlichen Zeiten, am besten noch an einem Schnapszahl-Datum ist ein großer Trend geworden." Sieben von zehn Brautpaaren wollen ihrer Hochzeit eine individuelle Note verleihen, so Rast. Vor zehn Jahren seien es nur 30 Prozent gewesen.Wenn Brautpaare dem Himmel ganz nah sein wollen, müssen sie nach Friedrichshafen. Dort kann man für 5000 Euro von Mai an einen Zeppelin mieten und nach dem Jawort über dem Bodensee schweben. In Gollenberg (Brandenburg) befördert ein Sowjet-Langstrecken-Jet die Brautpaare über die Wolken. Auch auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, finden Trauungen statt. Wer Höhenangst hat, kann sich unter die Erde begeben: Heiraten unter Tage - eine Trauung dieser Art bietet das Bergbau-Museum in Bochum an. Auch Fußball-Fans kommen im Ruhrgebiet auf ihre Kosten: In den Stadien der Rivalen Borussia Dortmund und FC Schalke 04 können sich Brautleute das Jawort geben.

Vor allem die Besonderheit der Gebäude reizt Brautpaare, sagt Standesbeamten-Präsident Rast. Begehrt sind Schlösser, aber auch Mühlen, Museen, Schiffe, historische Straßenbahnen und Leuchttürme.

Ausschlaggebend für den Wunsch nach ungewöhnlichen Hochzeits-Orten sei der Gesellschaftstrend der Individualisierung, sagt Rast. Viele Ideen und Impulse schwappten auch aus den USA nach Europa.

Zwar versuchen die Standesbeamten viele Wünsche möglich zu machen. Aber manche sehen Halligalli-Hochzeiten auch kritisch. Generell, so der Verband, können Brautpaare fast überall heiraten. Nur das Formelle müssen sie in ihrem Heimatort erledigen. Voraussetzung auch: Es müssen Räume sein, die allgemein zugänglich sind. "Die Gartenlaube oder das heimische Wohnzimmer sind ausgeschlossen", betont Rast. Zudem muss der Raum gewidmet sein, also als Außenstelle des Amtes gelten.

Die Zeremonie kann aber auch nach der Trauung noch einmal unter freiem Himmel nachvollzogen werden. "In Kassel gab's mal eine Hochzeit auf einem Zebrastreifen. Die Polizei hat mitgespielt und für 15 Minuten abgesperrt." dpa

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