Italien-Urlauber im Lotto-Fieber
Rom. Im Urlaub Geld auszugeben, ist nicht schwer. Im Urlaub Geld zu verdienen, gelingt viel zu selten. Davon träumt derzeit so mancher deutsche Italien-Urlauber. Denn hier liegen zur heutigen Ziehung 127,5 Millionen Euro im Lotto-Jackpot, ein europäischer Rekord. Im Mai hatte ein spanischer Glückspilz immerhin 126,2 Millionen Euro gewonnen
Rom. Im Urlaub Geld auszugeben, ist nicht schwer. Im Urlaub Geld zu verdienen, gelingt viel zu selten. Davon träumt derzeit so mancher deutsche Italien-Urlauber. Denn hier liegen zur heutigen Ziehung 127,5 Millionen Euro im Lotto-Jackpot, ein europäischer Rekord. Im Mai hatte ein spanischer Glückspilz immerhin 126,2 Millionen Euro gewonnen.
In Kiosken in Rom oder in den Touristen-Hochburgen am Meer versuchen vor allem Deutsche oder Gäste aus den italienischen Nachbarländern ihr Glück. Dabei ist ein Gewinn beim italienischen "Superenalotto" noch viel unwahrscheinlicher als beim deutschen Lotto. Bei unserem "6 aus 49" liegt die Wahrscheinlichkeit eines Sechsers bei 1 zu 15 Millionen, in Italien, wo mit 90 Kugeln gespielt wird, sogar bei 1 zu 622 Millionen. Ein italienischer Physiker sagte, es sei 16 000 Mal wahrscheinlicher, dass in den nächsten 30 Jahren der Asteroid Aphosis auf die Erde stürzt. Die Verbraucherschutzorganisation Codacons warnt, viele Italiener setzten ihr letztes Geld aufs Spiel, die meisten ausgerechnet im wirtschaftlich prekären Süden des Landes.
Ein Verwaltungsgericht wird sich damit beschäftigen, ob in Italien in Zukunft noch einmal Jackpots in solche Höhen wachsen dürfen. Der Regierungsbeauftragte für das italienische Lottospiel, Alberto Giorgetti, stellte jedoch bereits klar: "Ich bin gegen eine Höchstgrenze für die Jackpots, gerade die Möglichkeit eines irrwitzigen Gewinns ist es doch, was Spaß macht und die Menschen verzaubert."
Dass er den Lotto-Wahnsinn für harmlos hält, ist kein Wunder: 54 von 100 eingesetzten Euro gehören dem Finanzminister. 160 Millionen Euro hat das "Superenalotto" alleine schon in den ersten drei Ziehungen im August eingespielt, normalerweise kommt soviel in einem ganzen Monat zusammen.
Die staatliche Lottogesellschaft bietet sogar schon Wetten an, ob der Jackpot diesmal geknackt wird: Wer einen Euro darauf setzt, dass dies gelingt, bekommt 4,50 Euro, wer darauf setzt, dass der Jackpot weiter wächst, bekommt 1,13 Euro.
Immer mehr italienische Kommunen sind vom Glücksspielfieber erfasst: Der Gemeinderat von Anguillara bei Rom hofft, per Jackpot den maroden Haushalt zu sanieren. Der Bürgermeister und alle Gemeinderäte tippen kräftig mit.
Knackt heute Abend ein deutscher Urlauber den Jackpot, werden die Ferien noch einmal entspannter: Mit 127,5 Millionen Euro kann man mehr als 141 Millionen Tassen Cappuccino à 90 Cent genießen oder an mehr als sechs Millionen Tagen Strandliegen zu jeweils 20 Euro mieten.
HINTERGRUND
Wer aus Deutschland mittippen will, muss nach Italien fahren und sich dort ein Los kaufen. Das Internet hilft nicht weiter, denn der Glücksspiel-Staatsvertrag verbietet Online-Lotterie in Deutschland. Die Mitglieder der italienischen Gemeinschaft an der Saar fiebern dennoch kräftig mit: Viele von ihnen hätten sich mit Verwandten und Bekannten in ihrem Heimatland zusammengetan und den Tippschein gemeinsam ausgefüllt, sagt Giovanni Di Rosa, der einem "Mini-Parlament" der Italiener im Saarland vorsteht. dki