Italien beweint seine Erdbeben-Opfer

Rom/L'Aquila. Erschüttert und unter Tränen haben 5000 Menschen am Karfreitag in der geschundenen Abruzzen-Hauptstadt l'Aquila Abschied von den etwa 290 Opfern des verheerenden Erdstoßes vom Wochenanfang genommen. Für das bewegende Staatsbegräbnis waren geschmückte Holzsärge in vier Reihen auf dem Paradeplatz einer Polizeischule aufgestellt

Rom/L'Aquila. Erschüttert und unter Tränen haben 5000 Menschen am Karfreitag in der geschundenen Abruzzen-Hauptstadt l'Aquila Abschied von den etwa 290 Opfern des verheerenden Erdstoßes vom Wochenanfang genommen. Für das bewegende Staatsbegräbnis waren geschmückte Holzsärge in vier Reihen auf dem Paradeplatz einer Polizeischule aufgestellt. Fernsehsender brachten den Italienern diese Bilder aus der zerstörten Stadt etwa 100 Kilometer nordöstlich von Rom in die Wohnzimmer. Überall im Land gedachte man der Toten. Es gab Schweigeminuten sogar auf Flughäfen. Die Fernsehkameras zeigten immer wieder tief gebeugte Menschen. Viele folgten mit geschlossenen Augen und voller Gram in den Gesichtszügen den Worten des Trostes, die Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone während der Totenmesse zu übermitteln versuchte. Andere blickten mit tränenverschleierten Augen ins Leere. Lilien und Orchideen schmückten die 205 Särge - darunter kleine weiße mit Kinderleichen auf den größeren braunen ihrer toten Mütter.

Nächtelange Einsätze

Bleich im Gesicht nach ihren nächtelangen Einsätzen, die Helme unter dem Arm, verfolgten Feuerwehrleute die Zeremonie, die Staatsakt und Messe war. Währenddessen gedachte ein Imam der sechs Muslime unter den Opfern.

Auch Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi stand die innere Bewegung ins Gesicht geschrieben, er stützte sich ab. Berlusconi war zusammen mit Staatspräsident Giorgio Napolitano an diesem Tag der nationalen Trauer in Italien in die Abruzzen-Hauptstadt gekommen. Neben den Tränen die Angst: Tausendfach hat die Erde in den mittelitalienischen Abruzzen seit der mächtigen nächtlichen Erschütterung vom vergangenen Montag gebebt. Und auch während der Totenmesse rumpelte sie. Über seinen Privatsekretär Georg Gänswein stärkte Papst Benedikt XVI., im Vatikan mitten in den Osterfeierlichkeiten, aus dem fernen Rom den Betroffenen der Bebenkatastrophe den Rücken. In diesen dramatischen Stunden einer unermesslichen Tragödie bat er Gott inständig darum, "dass alle den Mut haben, weiterhin zu hoffen und dabei nicht der Verzagtheit zu erliegen". Der Papst zeigte sich sicher, "dass man durch das Bemühen aller die dringendsten Notwendigkeiten anpacken kann". Benedikts "rechte Hand" Bertone sagte es mit seinen Worten: "Nehmen wir zusammen den Weg wieder auf, tragen wir gemeinsam den Schmerz." Für diese Ermutigung dankte die Trauergemeinde mit leisem Beifall. Der Papst will die zerstörte Region nach Ostern besuchen.

 Ein Meer von Särgen und Blumen auf dem Platz d'Armi. Foto: dpa

Ein Meer von Särgen und Blumen auf dem Platz d'Armi. Foto: dpa

 Überwältigt von Schmerz und Trauer: Angehörige nehmen Abschied von den Opfern des Erdbebens in L'Aquila. Foto: dpa

Überwältigt von Schmerz und Trauer: Angehörige nehmen Abschied von den Opfern des Erdbebens in L'Aquila. Foto: dpa

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