Ist dieses Wetter gut oder schlecht?

Das Wetter fühlt sich nach Frühling an. Aber die Hoffnung, der Winter sei vorbei, ist trügerisch. Zwar ist es derzeit sechs Grad wärmer als sonst um diese Jahreszeit, „aber das ist eine Momentaufnahme“, sagt der Deutsche Wetterdienst. Es werde langsam kälter. Die Folgen der milden Januar-Tage reichen von positiv bis problematisch.

Natur: "Für Hasen, Rehe und Wildschweine ist ein warmer Winter etwas Tolles", sagt der Wildbiologe Andreas Kinser. Nahrung gibt es genug, und die Tiere sind gut gepolstert, denn sie haben sich im Herbst eine dicke Fettschicht angefressen. Ein Kälteeinbruch wäre nur für die Wildschweine gefährlich, denn ihre Jungen vertragen keine kalte Nässe. Vögeln dagegen geht es derzeit gut. Anders die Winterschläfer: Igel sind aktiv geworden - "absolut ungewöhnlich für die Jahreszeit", sagt Kinser. Das könne gefährlich werden, denn dadurch verbrauchen sie mehr Reserven, als wenn sie durchschlafen. Außerdem würden Mücken und andere Plagegeister im milden Wetter leichter krank.

Tourismus: Lifte stehen still, Hoteliers warten auf Gäste. Im größten Skigebiet des Harzes in über 900 Metern Höhe ist in dieser Saison noch kein Skifahrer abgefahren. Sogar für die Beschneiung sei es zu warm gewesen, sagt Braunlages Tourismus-Chef Christian Klamt. Liftbetreiber, Skischulen und Skiverleiher hoffen auf sinkende Temperaturen, damit wenigstens ausreichend Kunstschnee produziert werden kann.

Gesundheit: Mitten im Winter hat die Heuschnupfenzeit begonnen, Haselpollen sind unterwegs. Beim Deutschen Allergie- und Asthmabund gingen erste Meldungen zu Beschwerden ein. Eigentlich seien die aktuellen Temperaturen aber eher positiv für den Organismus, sagt Medizin-Meteorologin Christina Endler. Die UV-Strahlung sei noch zu schwach, um zu schaden, Spaziergänge draußen steigerten Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit: "Man ist einfach wacher." Warme Kleidung sei trotzdem angebracht, denn oft werde die milde Luft unterschätzt - Erkältungen drohten.

Landwirtschaft: Auf den Feldern stehen die im Herbst ausgesäten Getreidepflänzchen in frischem Grün. Gefahr droht, wenn es richtig kalt wird und keine schützende Schneedecke vorhanden ist. "Ackerbauern haben große Befürchtungen, dass es zu einem plötzlichen Temperaturabfall kommt. Dann würden die Wintersaaten auf vielen Flächen erfrieren", sagt Johannes Funke vom Bauernverband. 2012 ist das passiert - damals gab es im Februar wochenlangen starken Frost ohne Schnee, viele Bauern mussten ihre Felder neu einsäen.

Verkehr: Für die Städte und Gemeinden könnte der milde Jahresbeginn eine echte Ersparnis bringen. Streusalz wurde bisher kaum gebraucht. Unter anderem meldete Rheinland-Pfalz, bisher seien rund fünf Millionen Euro weniger als in einem Durchschnittswinter für Streusalz und Räumpersonal ausgegeben worden. Landesweit wurden bislang etwa 31 000 Tonnen Salz gestreut, über 60 Prozent weniger als in einem Durchschnittswinter.

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