Indonesien Tsunami bringt Tod und Zerstörung

Jakarta · Erst Erdbeben und Vulkan-Ausbruch, dann die Riesen-Welle: Indonesien erlebt zu Weihnachten erneut eine Katastrophe.

 Das ganze Ausmaß der Schäden auf den indonesischen Inseln Sumatra und Java ist noch gar nicht klar. Erinnerungen werden wach an die Tsunami-Katastrophe von 2004, die unter anderem auch Indonesien traf.

Das ganze Ausmaß der Schäden auf den indonesischen Inseln Sumatra und Java ist noch gar nicht klar. Erinnerungen werden wach an die Tsunami-Katastrophe von 2004, die unter anderem auch Indonesien traf.

Foto: dpa/Uncredited

Die Band „Seventeen“ spielte gerade ihren zweiten Song an einem beliebten Strand auf Indonesiens Insel Java, als die Todeswelle heranrollte. Ein Tsunami, vermutlich ausgelöst durch die Eruption des Vulkans Anak Krakatau in der Sunda-Meerenge, riss nicht nur die Bühne und Konzertbesucher auf Stühlen mit sich. Er zerstörte am Samstagabend Küstengebiete auf den beiden an der Meerenge gelegenen Inseln Java und Sumatra und tötete mindestens 222 Menschen. Mindestens 843 Menschen wurden verletzt.

Die Gegend um die Meerenge ist wegen der Nähe zu der auf Java gelegenen Hauptstadt Jakarta gerade unter Einheimischen ein beliebtes Urlaubsziel. Deutsche waren nach ersten Angaben nicht unter den Opfern. Auf Videos waren die Spuren der Verwüstung in Form zerstörter Gebäude und Boote sowie umgekippter Autos zu sehen. Der indonesische Katastrophenschutz sprach unter anderem von Hunderten beschädigter oder zerstörter Häuser, darunter auch neun Hotels. Das ganze Ausmaß der Katastrophe war auch Stunden später noch unklar.Der Tsunami traf vor allem die im Westen Javas gelegene Provinz Banten, wo gerade viele Touristen sind. Alleine dort zählte der indonesische Katastrophenschutz mindestens 126 Tote.

Mitarbeiter verschiedener Hilfsorganisationen halfen bei den Such- und Bergungsaktionen mit. Freiwillige Helfer des Indonesischen Roten Kreuzes seien etwa in dem Bezirk Pandeglang im Einsatz, sagte eine Sprecherin. Das Rote Kreuz stellte zudem Hilfsgüter wie Wasser, Plastikplanen und Hygieneartikel bereit.

Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.

Was genau die Ursache der Flutwelle war, ist unklar. Die Indonesische Agentur für Geophysik vermutet als Auslöser einen Ausbruch des Anak Krakatau, der etwa 50 Kilometer von der Küste entfernt in der Meerenge liegt. Er entstand durch einen Ausbruch des Krakatau, nach dessen Eruption im Jahr 1883 geschätzt 36 000 Menschen starben – einer der folgenschwersten Ausbrüche in der Geschichte. Der Anak Krakatau war bereits 2016 und 2017 ausgebrochen, seit Juni hatte er wieder erhöhte Aktivität gezeigt.

Nach Angaben des Geoforschungszentrums in Potsdam (GFZ) entstand der Tsunami dagegen infolge einer Kettenreaktion. Demnach erschütterte am Samstagabend ein Beben der Stärke 5,1 in etwa einem Kilometer Tiefe die bekannte Meerenge. Etwa zeitgleich sei der Anak Krakatau ausgebrochen. Dieser oder das Erdbeben hätte einen Unterwasser-Erdrutsch zur Folge gehabt, der dann den Tsunami ausgelöst hat.

Das Tsunami-Frühwarnsystem löste nach Angaben der Potsdamer Wissenschaftler keinen Alarm aus. Darauf sei es nicht ausgelegt, sagte der GFZ-Experte Jörn Lauterjung. 90 Prozent der Tsunamis entstünden durch starke Erdbeben, daher löse das System erst ab einer Stärke von 6,5 bis 7 Alarm aus. Diese Stärke habe das jetzige Erdbeben nicht erreicht.

Bei dem neuerlichen Tsunami wurden schnell Erinnerungen an die letzte Katastrophe wach – am 26. Dezember 2004 hatte ein verheerender Tsunami neben anderen östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans auch Indonesien getroffen – allein dort kamen mehr als 160 000 Menschen ums Leben, insgesamt gab es etwa 230 000 Tote.

Beim aktuellen Unglück hatte Oystein Lund Andersen, Mitarbeiter der Norwegischen Botschaft in Jakarta und Vulkan-Fotograf, Glück: Am Strand Anyer machte er gerade Aufnahmen des Kratakau. „Plötzlich entdeckte ich diese große Welle“, sagte er dem norwegischen Sender NRK. Dann rannte er so schnell es ging. Und überlebte.

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