Indien startet erste Marsmission

Neu Delhi · Vor fünf Jahren sind die Inder zum Mond geflogen, jetzt haben sie unseren Nachbarplaneten Mars im Visier. Noch nie war ein Flug zum Roten Planeten billiger.

Die aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien greift zwar noch nicht nach den Sternen, aber immerhin zum Nachbarplaneten: Die Indische Weltraumforschungsorganisation (ISRO) will heute erstmals eine unbemannte Sonde zum Mars schicken. Damit will die Atommacht in den elitären Club der Länder mit Marsmissionen aufsteigen. Bislang schickten die USA, die damalige UdSSR und Europa Sonden zum Roten Planeten - Indiens asiatische Konkurrenten Japan und China scheiterten. Vor fünf Jahren machte der Subkontinent mit einer Mission zum Mond von sich reden, die trotz der geringen Kosten schon im ersten Versuch den Erdtrabanten erreichte. Auch der Flug zum Mars soll unschlagbar günstig werden: Mit umgerechnet 54 Millionen Euro kostet das komplette Projekt weniger als das günstigste Boeing-Passagierflugzeug. "Das Hauptziel der Mission ist es, zu beweisen, dass wir die technologische Fähigkeit haben, den Mars zu erreichen", sagt ISRO-Sprecher D.P. Karnik. Die wissenschaftliche Forschung sei weniger zentral. Tatsächliche werde Indien wohl keine neuen Entdeckungen machen, meint Ajay Lele vom Institute for Defence Studies and Analysis in Neu Delhi. "Eine erfolgreiche Mission würde Indien aber einen immensen Statusgewinn verschaffen und Investitionen anziehen." Andere Länder würden dann vermehrt nach Indien blicken, wenn sie Satelliten und Instrumente in den Weltraum bringen wollen.

Bislang läuft alles nach Plan. "Alle Systeme sind bereit", sagt Karnik. Nach dem Start um 14.36 Uhr vom Weltraumbahnhof Sriharikota in Süd-Indien soll "Mangalyaan" (Hindi für Mars-Reisender) nach etwa 300 Tagen die Marsumlaufbahn erreichen. Die Sonde trägt 25 Kilogramm an Instrumenten und Bildaufnahmegeräten, um die Atmosphäre und die Oberfläche des Himmelskörpers zu studieren. Große Experimente sind nicht geplant. Das Trägersystem, der Orbiter und alle Instrumente an Bord wurden von Wissenschaftlern und Technikern der ISRO entwickelt. "Jeder Student und gemeine Mann sollte stolz sein, dass unser Land zu einer solch komplexen Mission fähig ist", sagte ISRO-Chef K. Radhakrishnan in einem Interview des "The Hindu". Einen Schönheitsfehler hat die Mission allerdings: Eigentlich sollte die neue PSLV-Rakete für schwere Nutzlasten den Marsorbiter in die Luft bringen. Doch alle Starts mit dem Kühltechnik-Antrieb schlugen bislang fehl.

Außerdem fragen Kritiker, ob ein Land, in dem ein Drittel der weltweit Armen leben, unbedingt eine Sonde zum Mars senden muss. Emily Lakdawall von der Planetarischen Gesellschaft in den USA antwortet darauf, das Geld sei sehr gut angelegt. Studien zeigten, dass jeder Dollar, der für die frühen Apollo-Missionen ausgegeben wurde, Technologien im Wert von zehn Dollar schaffte.

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