In zehn Minuten die Welt erklären

Frankfurt/Main. Ein Physiker referiert über Teilchenbeschleunigung und 700 Menschen flippen aus. Verkehrte Welt? Keineswegs! Es ist "Science Slam". So wie Dichter beim "Poetry Slam" das Publikum begeistern, wollen nun auch Wissenschaftler unterhalten. Der Audimax der Goethe-Universität Frankfurt ist gut besucht

 Slam-Sieger Deveaux (rechts) bekommt den "Bembel der Weisheit". Foto: dpa

Slam-Sieger Deveaux (rechts) bekommt den "Bembel der Weisheit". Foto: dpa

Frankfurt/Main. Ein Physiker referiert über Teilchenbeschleunigung und 700 Menschen flippen aus. Verkehrte Welt? Keineswegs! Es ist "Science Slam". So wie Dichter beim "Poetry Slam" das Publikum begeistern, wollen nun auch Wissenschaftler unterhalten. Der Audimax der Goethe-Universität Frankfurt ist gut besucht. Mit Bier und Chips haben es sich die Zuschauer beim "Science Slam" (sinngemäß: Wissenschaftlerwettstreit) gemütlich gemacht. Sie wollen mitentscheiden, wer von den sechs angetretenen Wissenschaftlern als Trophäe den "Bembel der Weisheit" bekommt. Bembel sind hessische Apfelwein-Kannen.

Zehn Minuten haben die Kandidaten Zeit, die Zuschauer von sich zu überzeugen. Mediziner Peter Stein geht als erster in den Wettbewerb und hat sich vorgenommen, mit den Mythen der Medizin aufzuräumen. Er erklärt, dass Telefonieren mit dem Handy im Krankenhaus gar keine Geräte zum Absturz bringt und Haare nach dem Tod auch nicht mehr weiterwachsen. Das ist nämlich ein Prozess, der viel Energie braucht. "Und wenn ich mich hier so umsehe, haben einige das Haarwachstum aus Gründen der Energieersparnis schon lange vor dem Tod eingestellt", witzelt Stein. Konkurrenz Sascha Vogel wiederum outet sich als Protonenliebhaber: Als Mitglied der "Protonen Befreiungsfront" fordert er die Freilassung aller in Teilchenbeschleunigern gefangenen Protonen. Der Physiker glaubt, die Prozedur tue den Teilchen weh: "Oder wie würden Sie sich fühlen, wenn drei Airbusse A 380 auf Sie drauffallen würden?"

Der Hörsaal tobt. Es ist ein bisschen wie "Deutschland sucht den Superstar" mit einer Prise Niveau. Bei der finalen Applausmessung setzt sich schließlich Michael Deveaux durch; der Mann, der in einfachen Worten erklären kann, was Antimaterie ist und was sie beim Arzt zu suchen hat. Antimaterie entsteht aus Teilchen, die aufeinanderprallen. "Das tut den Protonen zwar weh, ist aber für einen guten Zweck", scherzt er. Die dabei entstehende Gammastrahlung kann Tumore im menschlichen Körper markieren.

Iris Arndt ist begeistert. Die 17-jährige hat gelernt, dass Naturwissenschaften nicht langweilig sein müssen. Für das veranstaltende Physikalische Institut kann das nur heißen: Weiter die Werbetrommel für Naturwissenschaften rühren.

 Slam-Sieger Deveaux (rechts) bekommt den "Bembel der Weisheit". Foto: dpa

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