In der Nacht zum Sonntag beginnt die Winterzeit Und wieder wird an der Uhr gedreht

Brüssel · In der Nacht zum Sonntag beginnt die Winterzeit. Das Ende der Uhrenumstellung soll erst 2021 kommen – wenn überhaupt.

In der Nacht auf Sonntag werden die Ihren auf Winterzeit gestellt
Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Es wird wieder einmal Zeit für eine neue Zeit. Am frühen Sonntagmorgen werden die Uhren um drei Uhr auf zwei Uhr zurückgestellt. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Viele Bürger in der Bundesrepublik und in der EU haben noch im Sinn, dass die Gemeinschaft doch eigentlich die zwei Mal jährliche Fummelei an den Zeitmessern abschaffen wollte, damit nicht länger das passiert, worüber bei einer aktuellen Umfrage der DAK-Gesundheit viele Deutsche klagten: Demnach gab fast jeder dritte Befragte an, in den Tagen nach der Umstellung auf die Winterzeit Probleme zu haben. Von denen nannten 77 Prozent Gefühle von Müdigkeit und Schlappheit. 41 Prozent gaben an, sich schwerer konzentrieren zu können. Jeder Achte leidet sogar an Depressionen.

Von daher lag es für die Brüsseler EU-Kommission nahe, das Thema aufzugreifen, zumal Änderungen der Uhrzeit in Europa nur gemeinsam beschlossen werden können. Was dann folgte, hatte brexithafte Züge: Bei einer öffentlichen Konsultation im Sommer 2018 war die Mehrheit der Meinung, man solle die Uhrenumstellung endlich abschaffen. Doch bei der viel wichtigeren Frage, ob die Staaten dann die Sommerzeit oder die im Winter übliche Normalzeit dauerhaft einführen sollten, verfuhr man sich. Die Mitgliedstaaten waren und sind sich einig, dass es nicht zu einem Flickenwerk kommen dürfe, bei dem jedes Land seine eigene Tageszeit hat. Mehr als die drei heutigen Zeitzonen soll es in der EU nicht geben. Also verschoben die Minister der Mitgliedstaaten das Aus für die Uhrenumstellung erstmal ins Jahr 2021. Das ist der aktuelle Stand – immer noch. Auch die Bundesregierung weiß nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Berlin bisher nicht, in welche Richtung sie sich festlegen soll. Im Dezember kommen die EU-Verkehrsminister wieder zusammen, denn sie sind zuständig.

Unklar ist, welche Position dann die neue EU-Kommission unter ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen einnehmen wird. Das Kollegium könnte den bisherigen Vorstoß weiterverfolgen, ändern oder sogar zurücknehmen – was übrigens einer wachsenden Zahl von Regierungen am liebsten wäre. Denn die Probleme bei einer Umstellung wären wohl immens. Nur eines von vielen Beispielen: Hätte die dauerhafte Sommerzeit schon 2019 in Deutschland gegolten, wäre die Sonne am 1. Januar in Frankfurt am Main erst um 9.24 Uhr auf-, aber auch erst gegen 17.30 Uhr untergegangen. Wenn eine dauerhafte Winterzeit eingeführt worden wäre, hätte das umgekehrt Folgen für die Sommerabende: Am 1. Juli 2019 wäre die Sonne in Frankfurt statt gegen 21.30 Uhr schon gegen 20.30 Uhr untergegangen, aber bereits um 4.20 Uhr wieder da gewesen.

EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc heizte die Diskussion noch dadurch an, dass sie auf eine Parlamentsanfrage hin schrieb, in der  dunklen Zeit im Winter seien Radfahrer und Fußgänger besonders gefährdet und man solle deshalb nach der Abschaffung der Uhrenumstellung über veränderte Schulzeiten nachdenken. Außerdem häufen sich inzwischen medizinische Studien von Ärzten und Schlafforschern, die vor den Folgen eines unnatürlichen Lebensrhythmus‘ für Mensch und Tier warnen. Denn es gebe so etwas wie eine innere Uhr, so dass wir zum Beispiel den Mittag dann empfinden, wenn die Sonne im Zenit stehe – völlig unabhängig von der Uhrzeit. Bisher ist nicht absehbar, welches Land sich am Ende offiziell für welche Zeitzone entscheidet. Erst danach stehen dann die Gespräche an, bei denen man sich abstimmen müsste.

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