Immer noch kein Licht im Nebel

Düsseldorf · Die Verhörung der Zeugen im Mietstreit um Raucher Adolfs hat auch gestern keine Klarheit in den Fall gebracht. Mehrere Nachbarn sprachen von starkem Rauchgestank, Bekannte von Adolfs widersprachen dem.

Mit dem Rauchen aufhören will Friedhelm Adolfs (77) auf seine alten Tage nicht mehr. "Warum sollte ich?", fragt er und zieht vor dem Gerichtsgebäude an seiner Zigarette. Aufgeben will er schon gar nicht. "Wir haben schon so viel und so lange gekämpft", sagt er, auch wenn er nach mehreren Stunden Zeugenvernehmung gestern bekennt, "langsam die Schnauze bis oben hin voll" zu haben. "Jeder sagt etwas anderes."

Im spektakulären Mietstreit um den inzwischen bundesweit bekannten Raucher hat das Düsseldorfer Landgericht gestern zwölf Zeugen vernommen. Der Bundesgerichtshof hatte die Neuauflage des Prozesses samt umfassender Beweisaufnahme erzwungen. Doch wer gehofft hatte, der Nebel würde sich im Licht der Zeugenaussagen verziehen, wurde enttäuscht. Die Zeugen , je nachdem von welcher Partei sie benannt wurden, lieferten ein völlig gegensätzliches Bild von der Geruchssituation in dem Mehrparteienhaus, in dem Adolfs seit mehr als 40 Jahren lebt und dessen Hausmeister er war. Von unerträglichem Gestank und vollen Aschenbechern war aufseiten der Hausnachbarn und des Hausverwalters die Rede. "Das ist ekelhaft, widerlich", sagte ein Immobilienmakler, der im Haus sein Büro hat und für die Vermieterin tätig ist. "Das ist wie Körperverletzung."

Von einem rauchfreien Flur und äußerst eifrigem Lüften berichteten dagegen die Freunde und Verwandten, die Adolfs regelmäßig besucht hatten. "Ich musste ihn bitten, die Fenster zu schließen, weil ich mir - auf Deutsch gesagt - den Arsch abgefroren habe", sagte ein Mechaniker, der den Hausverwalter dagegen seinerseits mit Zigarre im Hausflur gesehen haben will. Adolfs Zeugen brachten zudem unisono andere als Verursacher der Rauchbelästigung ins Spiel: Regelmäßig hätten im Hauseingang Mitarbeiter und Besucher der im Haus ansässigen Firmen geraucht. Die Haustür habe dabei offen gestanden.

Sollten sich die Vorwürfe gegen Adolfs so in Rauch auflösen? "Aus meiner Sicht war das für die Vermieterin heute ein Fiasko", sagt Rechtsanwalt Martin Lauppe-Assmann, der Adolfs vertritt. "Aber ich bin in diesem Verfahren vorsichtig geworden."

Das Durcheinander bei den Aussagen der Zeugen dürfte am Ende eher Adolfs nutzen. Wenn Verursacher und Ausmaß der Belästigung umstritten bleiben, wird dies für den fristlosen Rauswurf des Rentners kaum ausreichen. Gewisse Beeinträchtigungen seien hinzunehmen, hatte Richter Rolf Maurer bereits in einem ersten Termin gesagt.

Die Vermieterseite muss sogar beweisen, dass die Rauchschwaden vor drei bis fünf Jahren gesundheitsgefährdend waren. Dass der Rauch ständig in die Büros gezogen sei, berichtete gestern aber niemand. Bleibt also die etwaige Belästigung beim Durchqueren eines stinkenden Flurs.

Dass das Gericht die Akte Adolfs nach drei Jahren womöglich immer noch nicht schließen kann, liegt an einer schwer erkrankten Zeugin, auf dessen Anhörung die Anwältinnen der Vermieterin großen Wert legen. Am 2. März wird das Gericht entweder ein Urteil verkünden oder sagen, wie es weitergeht.

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