Schönheitsoperationen Immer mehr Männer unterm Messer

Berlin · Silvio Berlusconi ist nach zahlreichen Operationen kaum wiederzuerkennen. So extrem muss es nicht sein. Auch in Deutschland legen sich immer mehr Männer für ihre Schönheit unters Messer.

 Die gesellschaftliche Akzeptanz für Männer, die ihrem Aussehen mit Schönheits-OPs nachhelfen, wächst zusehends. Besonders beliebt sind Fettabsaugen, Nasenkorrektur und Augenlidstraffung.

Die gesellschaftliche Akzeptanz für Männer, die ihrem Aussehen mit Schönheits-OPs nachhelfen, wächst zusehends. Besonders beliebt sind Fettabsaugen, Nasenkorrektur und Augenlidstraffung.

Foto: dpa/Georg Ismar

Auge um Auge, Nase um Nase: In Deutschland lassen sich mehr Männer als früher von Schönheitschirurgen operieren. Das geht aus der jährlichen Patienten-Umfrage hervor, die die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) gestern in Berlin vorstellte. Danach lag der Männeranteil unter 3400 Befragten bei 17,5 Prozent. Das sei der höchste Wert seit Beginn der Befragungen 2009. Damals lag der Anteil der Männer bei 9,6 Prozent.

Bei Männern steige die Bereitschaft, sich einer ästhetischen Behandlung zu unterziehen. „Wir beobachten eine deutlich größere gesellschaftliche Akzeptanz für Männer, die sich mit ihrem Äußeren auseinandersetzen“, sagte Verbandsmitglied Olaf Kauder. Auf der Beliebtheitsskala beim Schönerwerden stehen bei Männern laut Umfrage Augenlidkorrekturen ganz oben. Rund jeder fünfte Patient ließ sich Tränensäcke oder Schlupflider entfernen. Mit der Form ihrer Nase waren rund acht Prozent der Männer, die sich von einem DGÄPC-Chirurgen behandeln ließen, unzufrieden. Zwölf Prozent ließen sich Fett absaugen, sieben Prozent die Bauchdecke straffen.

Auch bei den Frauen verändert sich der Geschmack. Erstmals seit Beginn der Befragungen liegen Brustvergrößerungen mit rund zehn Prozent nicht länger an der Spitze der Korrekturwünsche. Sondern auf Platz drei mit 8,4 Prozent. Sie sind von Augenlid-Korrekturen (12,4 Prozent) eingeholt worden. Beliebt waren darüber hinaus Festtabsaugungen (9,9 Prozent), Gesichtsstraffung (7,9 Prozent) und Lippenkorrekturen (7,4 Prozent). „Bei Frauen rückt das Gesicht stärker in den Fokus“, folgert Mediziner Kauder.

Allerdings ist die niedrigere Zahl bei den Brustvergrößerungen kein Hinweis auf einen generellen Rückgang der Operationen nach dem Skandal um Brustimplantate 2010. Damals war bekannt geworden, dass die Implantate eines französischen Herstellers mit Industrie-Silikon gefüllt waren. Andere Eingriffe seien lediglich beliebter geworden, sagte DGÄPC-Sprecher Martin Spiering.

Die absolute Zahl der ästhetischen Brustvergrößerungen liege mit rund 25 000 pro Jahr sogar leicht höher als vor fünf Jahren – damals seien es 20 000 gewesen. Das errechnete der Verband aus Verkaufszahlen der Implantate-Hersteller. Denn die Zahl der Schönheitsoperationen werde in Deutschland nicht zentral erfasst, sagte Spiering.

Mit dem Alter hatten die Eingriffe um der Schönheit Willen wenig zu tun. Patienten, die einen Facharzt für Plastische oder Ästhetische Chirurgie aufsuchen, sind bei einer Schönheits-OP durchschnittlich knapp 42 Jahre alt. Augenpartien werden naturgemäß aber meist um die 50 Jahre aufgehübscht. Und für Brustvergrößerungen interessieren sich häufig bereits junge Frauen. Das Durchschnittsalter liegt hier bei 33,8 Jahren. In der Gesamtheit aber antworteten Patienten zwischen 18 und über 80 Jahren auf den DGÄPC-Fragebogen.

In dem Berufsverband haben sich Mediziner zusammengeschlossen, die eine Facharztausbildung zum Ästhetisch-Plastischen Chirurgen abgeschlossen und eine eigene Praxis eröffnet haben. Der Begriff Schönheitschirurg sei nicht geschützt, erläuterte Spiering. Auch andere Fachärzte dürften ästhetische Eingriffe vornehmen. Es gebe damit eine Grauzone ohne die spezielle Zusatzausbildung, die der Verband verlangt.

 Was ist noch echt im Gesicht von Silvio Berlusconi, an dem so viele Chirurgen ihre Finger hatten?

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Foto: dpa/Olivier Matthys

Schönheitsoperationen sind medizinisch nicht notwendig. Sie entsprechen dem Wunsch des Patienten. Im DGÄPC-Verbund ergebe ein Vorgespräch mit dem Arzt, ob diese Wünsche realistisch und zu erfüllen seien, sagte Sprecher Spiering. Es könne also durchaus vorkommen, dass ein Kollege die Wünsche eines Patienten ablehne. „Es gibt ja auch viele prominente Negativ-Beispiele“, ergänzte Spiering. Dazu gehört für viele wohl Italiens ehemaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Oder Schauspieler Mickey Rourke.

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