Im Talar zum Strand

Bensersiel. Im ostfriesischen Ferienort Bensersiel ist geistlicher Beistand im Strandkorb zu finden. Uwe Brinkmann ist dort "Urlaubspastor". Seit 13 Jahren verlässt er jeden Sommer seine Heimat Osterode und fährt für 14 Tage an die Küste

 Urlaubspastor Uwe Brinkmann an seinem Einsatzort Foto: dpa

Urlaubspastor Uwe Brinkmann an seinem Einsatzort Foto: dpa

Bensersiel. Im ostfriesischen Ferienort Bensersiel ist geistlicher Beistand im Strandkorb zu finden. Uwe Brinkmann ist dort "Urlaubspastor". Seit 13 Jahren verlässt er jeden Sommer seine Heimat Osterode und fährt für 14 Tage an die Küste.

Der beschauliche Ort Bensersiel im Landkreis Wittmund wird zur Hauptsaison von 3000 Campern und ebenso vielen Mietern von Ferienwohnungen bevölkert. "So entsteht auf einen Schlag eine neue Gemeinde", sagt Brinkmann, während er in seinen Talar schlüpft und die Wohnung in Richtung Strand verlässt. Vorbei am Campingplatz steuert er einen seiner Arbeitsplätze an - den Strandkorb.

Brinkmann verzichtet meist auf die auffällige Dienstkleidung, trägt sie heute aber "der Symbolik wegen". Der Talar sei beim Sitzen im Strandkorb hinderlich, verrät er.

Außerdem erkennen die meisten Urlauber ihren "Kurprediger" längst auch so. Denn Bensersiel ist Brinkmanns zweite Heimat geworden. Auf dem Campingplatz lernte der heute 45-Jährige vor 27 Jahren seine spätere Ehefrau Andrea kennen. Damals halfen die beiden ehrenamtlich im Bibellesebund. Die ökumenische Organisation hat immer noch ein Zelt zwischen den Wohnmobilen und bietet Programm für Kinder. Auch die drei Kinder der Brinkmanns engagieren sich inzwischen dort.

Die arbeitsfreie Zeit bedeute für die meisten Urlauber nicht, sich automatisch intensiver als sonst mit Gott zu beschäftigen, sagt der Urlaubspastor. Ohne stressigen Alltag sei aber "mehr Luft zum Reden". So erlebe er es oft, dass ihn Urlauber zunächst nur kurz ansprechen. "Und plötzlich geht das dann ganz tief, da steht man dann eine Stunde."

"Hier am Strand habe ich aber schon zweimal getauft", sagt der Osteroder, der auch gerne einmal am Strand ein Paar trauen würde.

Sonntags lädt der Urlaubs-pastor zum klassischen Gottesdienst ein. Bänke einer Bierzeltgarnitur reihen sich dann an der Ostseite des Campingplatzes den Deich hinauf. "Die Leute dürfen durchaus in Latschen und Badehose erscheinen", sagt Brinkmann. Bei gutem Wetter feiern mehr als 200 Besucher die Andacht vor der Kulisse aus Wohnwagen und Strand.

"Wenn die Kirche diesen Weg nicht gehen würde hin zum Urlauber, dann würde etwas fehlen", sagt Brinkmann. Oft erreiche er Menschen, die "mit der Kirche schon lange nichts mehr am Hut haben". So sei einmal eine Großmutter mit ihren Enkeln zu ihm gekommen. "Sie ging seit Jahren nicht mehr in die Kirche, aber hatte bei dem Gottesdienst am Strand ihr Hochzeitslied wiedererkannt."

"Die Leute dürfen auch in der Badehose

zum Gottesdienst kommen."

Urlaubspastor Uwe Brinkmann

 Urlaubspastor Uwe Brinkmann an seinem Einsatzort Foto: dpa

Urlaubspastor Uwe Brinkmann an seinem Einsatzort Foto: dpa

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