Im rosa Tutu gegen den Brustkrebs

Berlin · Der Amerikaner Bob Carey reist als Mann im rosa Tutu um die Welt, um Frauen zu helfen, die an Brustkrebs leiden – so wie seine eigene Frau. Jetzt machte der Fotograf mit seiner Aktion am Brandenburger Tor Station.

Fünf Grad und Nieselregen: Bob Carey (52) steht an diesem Dezembertag im rosa Ballettröckchen vor dem Brandenburger Tor. Springt in die Luft wie eine schwerfällige Ballerina, landet in einer Pfütze, immer wieder. Seine 53-jährige Frau Linda Carey fotografiert ihn dabei. Mit der Aktion in Berlin will das Ehepaar aus den USA auf die Initiative "The Tutu Project" aufmerksam machen und Spenden für an Brustkrebs erkrankte Frauen sammeln.

Vor dem Brandenburger Tor erzählen sie ihre persönliche Geschichte hinter dem Projekt. Denn was heute Millionen Menschen bewegt, startete bei dem Paar vor zehn Jahren als ungewöhnlicher Liebesbeweis. 2003 erhielt Linda Carey die Diagnose Brustkrebs, auch für ihren Mann eine schreckliche Nachricht. "Schon meine Mutter starb an Brustkrebs", sagt der Fotograf. "Ich wusste, was auf uns zukommen kann." Um sich abzulenken und Linda aufzuheitern, begann er, sich im Tutu zu fotografieren. Erst einfach nur, wo er gerade unterwegs war, dann suchte er extremere Orte. Inzwischen hat er 170 Plätze auf der Welt besucht, das Spitzenröckchen immer dabei: den Grand Canyon, Italien, das Washington Monument - und nun auch das Brandenburger Tor. Es ist sein erstes Shooting in Deutschland.

Sobald er das Tutu trage, nehme er um sich herum nichts mehr wahr, nicht die Zuschauer, nicht die Zurufe. "Die Fotos sind wie ein Schritt aus der Realität, eine Therapie in harten Zeiten", sagt Carey. Durch das Fotografieren habe er sich und seiner Frau etwas abseits der schlimmen Krankheit geschaffen, auf das sie sich beide konzentrieren konnten. Linda Carey war so fasziniert von der Idee, dass sie die Fotos zu Leidensgefährtinnen in die Klinik mitnahm. Die wiederum zeigten sie weiter, bald verbreiteten sich die Bilder durch das Internet auf der ganzen Welt. Der Werbespot eines Telekommunikationskonzerns machte den Amerikaner und seine Idee schließlich auch in Deutschland bekannt.

"Seit unserem ersten Date wusste ich, dass mein Mann ein bisschen verrückt ist", sagt Linda Carey. "Mit dieser ausgefallenen Idee hat er mir und anderen Frauen sehr geholfen. Wir konnten endlich wieder zusammen lachen." Linda Carey ist noch immer in Behandlung. Aber es gehe ihr gut, sagt sie. "Ich kann reisen und dabei andere Erkrankte unterstützen, das ist mehr als ich mir noch vor ein paar Jahren vorgestellt habe." Fünf Tage will sich das Paar jetzt Berlin anschauen - im Rucksack immer dabei: die Kamera und das rosa Tutu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort