Peter Hahne „Ich bin kein Mensch fürs politisch Korrekte“

Berlin · Selbst die größten Schreckensmeldungen brachte er gelassen ins Wohnzimmer: Der einstige SR-Journalist Peter Hahne wird 65.

 Für die einen ist er ein „Gutmensch“, für die anderen vor allem ein Mann der klaren Worte: Der ZDF-Journalist Peter Hahne absolvierte seine journalistische Ausbildung beim Saarländischen Rundfunk. 

Für die einen ist er ein „Gutmensch“, für die anderen vor allem ein Mann der klaren Worte: Der ZDF-Journalist Peter Hahne absolvierte seine journalistische Ausbildung beim Saarländischen Rundfunk. 

Foto: SZ

() Als Student fuhr er extra mit dem Taxi zum Schloss Halberg, um den damaligen Chefredakteur um ein Praktikum zu bitten. Das wirkte. Peter Hahne durfte beim SR schnuppern. Was er damals wohl nicht gedacht hätte: Aus der Hospitanz wurden 13 Jahre, aus dem freien Mitarbeiter ein Redakteur in verantwortlicher Position.

Bis 1999 blieb der gebürtige Ostwestfale aus Minden in Saarbrücken. Danach zog es ihn nach Berlin. Dort begann die große Karriere als Moderator der ZDF-Nachrichtensendungen „heute“ und „heute-journal“. Mehr als 100 Sommerinterviews führte Hahne mit den Spitzen der Republik. Seit 2010 hat er seine eigene Talksendung „Peter Hahne“. Heute, am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, wird Peter Hahne 65 Jahre alt – und freut sich auf den Ruhestand. „Ich möchte ja nicht aus dem Studio getragen werden“, sagt er.

Wenn er Mitte der 80er nicht beim SR gelandet wäre, wäre der ehemalige Theologiestudent womöglich Pfarrer geworden. Am Ende siegte der öffentliche Rundfunk; beim ZDF gilt er nach mehr als 30 Jahren als Urgestein.

Der Verlust christlicher Werte, die Sorgen der Abgehängten und das Plädoyer für echte Vorbilder gehören zu seinen Themen. Mancher Kritiker stößt sich an dem oft etwas pastoralen Auftreten, das ihm den Titel „Gutmensch des ZDF“ eintrug.

Doch Hahne mangelt es nicht an Fans. Über acht Millionen Bücher hat er verkauft. Sein Plädoyer für das Ende der Spaßgesellschaft „Schluss mit lustig“ war 2005 das meistverkaufte Sachbuch.

„Ich bin kein Mensch fürs politisch Korrekte“, sagt er. „Die Leser wollen Klartext und keine Kuschelthesen.“ Dass auch seine Karriere nicht immer im Kuschelkurs verlief, nimmt Hahne gelassen. 2010 verlängerte das ZDF seinen Vertrag als stellvertretender Berliner Studioleiter nicht – er passte nicht mehr in den Parteienproporz. 2016 wurde die stattdessen geschaffene ZDF-Talkshow „Peter Hahne“ vom Sonntagvormittag auf Mitternacht verlegt. Trotz verschobener Sendezeit hat er mit seinem Modell, zwei Kontrahenten zu einem aktuellen politischen Thema einzuladen, viel Erfolg.

So kamen hier die Erzrivalen Hans-Christian Ströbele (Grüne) und Ex-Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin erstmals an einen Tisch. Der Berliner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky lieferte sich eine „Skandalsendung“ mit Grünen-Chef Cem Özdemir. Als besonders ergreifend hat Hahne sein Gespräch mit dem „Maueröffner“ Günter Schabowski in Erinnerung, der die Menschen aus der ehemaligen DDR unter Tränen um Entschuldigung bat.

Mit all dem soll nun Schluss sein. Am 27. November gibt es noch einen „Peter Hahne“ mit dem Thema „Endlich Rentner! Und was dann?“ Und im Dezember dann den letzten Talk. Er freue sich aufs Bücherschreiben, das Radfahren durch den Spreewald und die Nordseebrise auf Amrum, sagt Hahne. Und wer weiß: Vielleicht verschlägt es den Saarlandbotschafter – einer von derzeit 128 – dann auch noch mal öfter in die Heimat des SR.

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