ICE-Brand bei Dierdorf Viel Glück verhindert die Zug-Katastrophe

Dierdorf · Ein Feuer in einem ICE mit 510 Passagieren endet im Westerwald glimpflich. Auch, weil viele Helfer zufällig schon an Bord sind, als es passiert.

 Am Freitagmorgen geriet der ICE bei Dierdorf im Westerwald aus noch ungeklärter Ursache in Brand. Alle 510 Passagiere wurden gerettet, es gab fünf Leichtverletzte. Ein Bundespolizist an Bord wurde zum Held des Einsatzes.

Am Freitagmorgen geriet der ICE bei Dierdorf im Westerwald aus noch ungeklärter Ursache in Brand. Alle 510 Passagiere wurden gerettet, es gab fünf Leichtverletzte. Ein Bundespolizist an Bord wurde zum Held des Einsatzes.

Foto: dpa/Ute Lange

Von dem ausgebrannten ICE-Waggon ist nur noch ein schwarz verkohltes Gerippe übrig. Zerborstenes Fensterglas ist auf den Gleisen nahe Dierdorf im Westerwald zerstreut, daneben die Reste von Sitzen. In der Böschung liegt eine verbogene Zugtür. Auch in den angrenzenden Zugteilen sieht es düster aus: Alle Sitze sind angekokelt, die Fenster gesprungen. Dieses Szenario könnte ohne weiteres Schauplatz einer großen Katastrophe sein. Dass der Brand an der ICE-Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt mit fünf Leichtverletzten vergleichsweise glimpflich verlief, ist womöglich mehreren glücklichen Umständen zu verdanken.

510 Passagiere waren in dem Fernzug. Darunter ein Bundespolizist, wie ein Sprecher der Behörde berichtet. Bereits in Uniform sei der Kollege unterwegs zur Arbeit gewesen, als er Rauch bemerkte und routiniert die Rettung organisierte. So habe der Beamte nicht nur den Nothalt eingeleitet, sondern auch dafür gesorgt, dass nicht alle Passagiere planlos aus den offenen Türen stürmen. Er habe im Blick gehabt, dass herabgerissene Oberleitungen eine tödliche Gefahr sind und dass noch weitere Züge auf der Strecke unterwegs sein könnten. Der Kollege habe die Menschen dann auf einem bestimmten Korridor in Sicherheit geleitet, berichtet der Sprecher. Hilfe bei der Zugräumung bekam das Zugpersonal außerdem von anderer erfahrener Seite: „Es waren weitere Angehörige von Hilfsorganisationen im Zug“, erzählt Kreisfeuerwehrinspektor Werner Böcking, darunter mehrere Feuerwehrleute. Ein leitender Helfer berichtet nach dem Einsatz von der besonnenen Atmosphäre am Unglücksort. Auch das Wetter spielte den Rettern in die Karten. Es war trocken am Freitagmorgen und nicht allzu kalt. „Das Verhalten der Leute war sehr vorbildlich“, betont der Helfer. Viele Reisende hätten sich ausdrücklich bei den Einsatzkräften bedankt. Wie es zu dem Feuer in dem Waggon kam, ist noch unklar.

Der Unglücksort liegt hinter einer Böschung zur Autobahn 3, da war der Zugang nach Angaben der Helfer zwar „etwas schwierig“. Auf der ICE-Strecke selbst sei es relativ eben und alle Fahrgäste hätten über befestigte Wege die nächste Straße erreichen können. Die Reisenden seien zu einem Dorfgemeinschaftshaus in der Nähe und dann teils zum ICE-Bahnhof Montabaur gebracht worden. Einige wurden von Angehörigen abgeholt oder setzten ihre Reise im Taxi fort.

Der 20-jährige Tim Hübner war mit seinem Vater unterwegs zu einem Arzttermin in Ulm. Er habe im mittleren Teil des Zuges gesessen und zunächst nichts vom Brand mitbekommen, als der Zug plötzlich hielt und Sicherheitsleute die Menschen nach draußen geleiteten, erzählt er. Erst dann habe er die Flammen gesehen. „Bei uns war die Stimmung genervt bis interessiert“, sagt er. „Als man den Brand gesehen hat, war das schon anders.“ Den Reisenden, die aus dem hinteren Teil des Zuges kamen, sei der Schock teils deutlich anzumerken gewesen.

Es gebe für die ICE-Strecke einen Alarm- und Einsatzplan, sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Böcking. „Genau nach diesem Plan wurde heute vorgegangen und es hat funktioniert.“ Man könne von Glück sprechen, dass der Brand auf freier Strecke war und nicht in einem Tunnel. „Diese Hitzeentwicklung in einem Tunnel, das hätte ganz andere Ausmaße angenommen.“

     Feuerwehrleute löschten den Brand auf der ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Köln, die nach dem Unglück vorerst gesperrt wurde.

Feuerwehrleute löschten den Brand auf der ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Köln, die nach dem Unglück vorerst gesperrt wurde.

Foto: dpa/Sascha Ditscher

Obwohl es nicht im Zug saß, hatte das Unglück auch erheblichen Einfluss auf die Tagesplanung eines Paars in Dierdorf. Der Raum, in dem sie heiraten wollten, wurde kurzfristig für eine Pressekonferenz gebraucht. Am Ende ging aber alles gut aus – kurzfristig organisierte die Gemeinde einen Ersatzraum.

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