Honeckers Haus wird holländisch

Waren. Nach 20 Minuten Getuschel kommt gestern doch noch einmal Leben in die Zwangsversteigerung im Amtsgericht von Waren/Müritz

 Die rote Couch gehört zum Inventar von Honeckers Jagdhaus am Drewitzer See. Foto: Büttner/ dpa

Die rote Couch gehört zum Inventar von Honeckers Jagdhaus am Drewitzer See. Foto: Büttner/ dpa

Waren. Nach 20 Minuten Getuschel kommt gestern doch noch einmal Leben in die Zwangsversteigerung im Amtsgericht von Waren/Müritz. Vincent van der Valk zischt seinem Nebenmann zu: "Wer ist dieser Typ?" Offenbar war der 48-jährige Touristikunternehmer van der Valk auf Mitbieter kaum vorbereitet und sicher, aus der Versteigerung einer Ferienanlage rund um die Jagdresidenz des früheren DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker als Gewinner hervorzugehen.Das gelingt dem Holländer auch - doch zunächst treibt "der Typ", der sich später als Rechtsanwalt aus Duisburg vorstellt, van der Valks Erstgebot für die Jagdresidenz am Drewitzer See in der Mecklenburgischen Seenplatte um 200 000 Euro auf 2,5 Millionen Euro hoch. Die Residenz ist heute Mittelpunkt einer ab 1998 errichteten Ferienanlage, an deren Kosten der Investor Hans-Holger Hagens aus Bremen schließlich Pleite ging. Neben dem reetgedeckten Haupthaus erwirbt van der Valk 36 gut zwölf Jahre alte Ferienhäuser, Sportanlagen und Teile des Sees.

In den kommenden Jahren will der Unternehmer noch einmal viel Geld in die Renovierung stecken, um viele Touristen für den komfortablen Erholungsurlaub in den Drewitzer Forst zu locken, wie er noch im Gericht ankündigt. Die "Honecker-Suite" hingegen soll erhalten bleiben. Unter dem Foto des Ex-Staatsratschefs steht dort noch seine originale Couch, in der Wohnstube versprühen Sessel und Einbaumöbel in gedeckten Farben noch den spröden Charme der sozialistischen Ära.

 Das Reetdachhaus ist heute der Mittelpunkt einer Ferienanlage bei Malchow. Foto: Wüstneck/dpa

Das Reetdachhaus ist heute der Mittelpunkt einer Ferienanlage bei Malchow. Foto: Wüstneck/dpa

 Die rote Couch gehört zum Inventar von Honeckers Jagdhaus am Drewitzer See. Foto: Büttner/ dpa

Die rote Couch gehört zum Inventar von Honeckers Jagdhaus am Drewitzer See. Foto: Büttner/ dpa

 Das Reetdachhaus ist heute der Mittelpunkt einer Ferienanlage bei Malchow. Foto: Wüstneck/dpa

Das Reetdachhaus ist heute der Mittelpunkt einer Ferienanlage bei Malchow. Foto: Wüstneck/dpa

Tief in den Wald hinein fahren Urlauber noch heute, um zu der Anlage vorzudringen. Denn nach der Insolvenz von Hagens übernahm Vincent van der Valk mit seiner Firma im vergangenen Jahr vorläufig den Betrieb. Nun soll die 14 Hektar große Anlage für 2,5 Millionen und weitere 900 000 Euro für umliegende Grundstücke endgültig in seinen Besitz wechseln. Noch steht aber das endgültige Okay des Gerichts aus, weil die Ehefrau des Bremer Investors wenige Minuten vor Beginn der Zwangsversteigerung Besitzansprüche geltend machte. Van der Valk will die Geschichte des Ortes nicht vermarkten, im Prospekt der Anlage deutet nichts auf die Honecker-Suite hin. "Die meisten Leute kommen ja wegen der Ruhe", sagt der Rezeptionist, der seinen Namen nicht nennen will. Nur einmal habe sich ein Gast beschwert, weil er nicht unter dem Foto eines Massenmörders sitzen wollte. Der Trubel um Honeckers altes Häuschen scheint van der Valk fast unangenehm zu sein. Die öffentliche Versteigerung ist für ihn wohl eine Art Formsache. So steht der Unternehmer nach der Versteigerung auf und presst trocken: "Haben wir die Sache auch erledigt. . ." hervor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort