Hol schon mal den Wagen, Ray

Düsseldorf · Seit gestern kann ein Teil der Parkplätze am Düsseldorfer Flughafen nicht mehr selbst angesteuert werden. Roboter „Ray“ hat das Einparken übernommen. Entwickelt wurde er von bayerischen Tüftlern.

Er sieht aus wie ein plattgedrückter Gabelstapler ohne Fahrerkabine. Kaum hat der Autofahrer seinen Wagen am Düsseldorfer Flughafen in einer Übergabestation abgestellt, surrt Roboter "Ray" heran. Zuerst rmisst und fotografiert er das Auto, damit hinterher keiner behaupten kann, irgendein Kratzer wäre von ihm. Dann fährt er vorsichtig seine Gabeln aus, lupft das Auto an den Reifen an und verschwindet mit dem Wagen. Seit gestern hat die technische Weltneuheit das Parken für einen Teil der Stellplätze am Airport übernommen.

Für 29 Euro Parkgebühr pro Tag erspart "Ray" das Gekurbel und Gekurve in engen Betongeschossen und die Suche auf scheinbar endlosen Parkdecks nach einer freien Lücke: Das Premium-Parken am Airport sei mit "Ray" nicht teurer geworden, nur bequemer, versichern die Parkhausbetreiber.

Die Investitionskosten von bis zu zwei Millionen Euro für drei Roboter vom Typ "Ray" und sechs Übergabestationen wollen sie durch die zusätzlichen Stellplätze einspielen: Weil "Ray" keinen Kurvenradius hat und deswegen nur drei statt sechs Meter breite Wege braucht, können auf gleicher Fläche erheblich mehr Wagen untergebracht werden. Außerdem muss kein Abstand zum Öffnen der Türen und zum Rangieren eingehalten werden. Die Autos stehen dicht an dicht mit wenigen Zentimetern Zwischenraum.

Im Gegensatz zu automatisierten Parkhäusern, die wie ein Hochregallager mit verschiebbarem Aufzug konstruiert sind, können auch herkömmliche Parkhäuser mit "Ray" nachgerüstet werden. "Wir haben Anfragen aus aller Welt, vor allem aus asiatischen Städten", verrät "Ray"-Entwickler Rupert Koch (34).

Im April hatte bereits Kanzlerin Angela Merkel einen Prototypen auf der Hannover Messe besichtigt. Doch das Blitzlichtgewitter der Fotografen habe die Präsentation verpatzt. "Ray" mag keine Blitze. Und wenn sich Menschen nähern, stoppt er seine Fahrt - aus Sicherheitsgründen. Diverse Kinderkrankheiten habe man dem System in den vergangenen Testmonaten austreiben können, versichert Koch.

Entwickelt wurde "Ray" binnen dreieinhalb Jahren vom kleinen bayerischen Unternehmen Serva Transport Systems in Grabenstätt mit 15 Mitarbeitern. Die haben sich viel von den Industrierobotern abgeguckt, die fahrerlos durch moderne Fabriken kurven und dort weitgehend die Logistik übernommen haben. Für den Flughafen haben die Ingenieure "Ray" mit der Flugdatenbank verbunden. Sobald der Flieger des Autobesitzers gelandet ist, erfährt "Ray" dies automatisch und kann den Wagen schon mal aus dem hintersten Winkel herbeischaffen. Das System weiß auch, ob ein Kunde direkt am Terminal aussteigt und in wenigen Minuten da ist, oder der Wagenbesitzer im Ferienflieger mit Bustransfer landet. Das ist wichtig, damit die Autos in der richtigen Reihenfolge kommen.

Mit Personalabbau gehe das neue System nicht einher, versichern die Parkhausbetreiber. Aufpasser würden rund um die Uhr vor Ort sein und könnten zur Not eingreifen, sollte "Ray" einmal ausfallen.

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