Hoeneß ist bald ein freier Mann

München · Nach 21 Monaten Haft wird der Steuersünder Uli Hoeneß am 29. Februar entlassen. Beim größten Teil der Zeit war der ehemalige FC Bayern-Chef Freigänger. Ob er zum Verein zurückkehrt, steht noch nicht fest.

Uli Hoeneß hat es geschafft - fast. Noch sechs Wochen Haft unter erleichterten Bedingungen, und er ist ein freier Mann. Die Tage bis Ende Februar kann der einst mächtige Boss des europäischen Spitzenclubs FC Bayern locker absitzen. Denn seit gestern ist es amtlich: Seine restliche Strafe wird zum 29. Februar ausgesetzt, wie das Landgericht Augsburg mitteilte. Statt 42 saß er dann nur 21 Monate im Gefängnis. Hoeneß war am 13. März 2014 wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Mit Spannung wird nun erwartet, ob der Fußballmanager nach der Entlassung aus dem Gefängnis bei den Bayern wieder ganz vorne mitmischen wird.

Deutlich angenehmer war der Gefängnisalltag für ihn schon seit einem Jahr geworden. Am 2. Januar 2015 wurde "der Uli", wie seine Fans ihn nach wie vor nennen, Freigänger. Tagsüber kümmert er sich seitdem auf dem Vereinsgelände an der Säbener Straße in München um den Nachwuchs "seines" Fußballclubs, abends fährt ihn der Chauffeur zurück in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe dem Starnberger See. Weihnachten 2014 und den Jahreswechsel verbrachte Hoeneß schon wieder in seinem Haus in Bad Wiessee am Tegernsee - Urlaub von der Haft.

Und demnächst also die vollständige Freiheit. Nach dem Strafgesetzbuch können Häftlinge unter bestimmten Voraussetzungen bereits nach Verbüßung der halben Strafe entlassen werden. Die Entscheidung trifft die zuständige Strafvollstreckungskammer. Dies geschieht stets in richterlicher Unabhängigkeit, so das bayerische Justizministerium.

Zur Entscheidung zugunsten von Hoeneß teilte das Landgericht Augsburg mit, dass Hoeneß "trotz seiner Position stets bereit gewesen sei, sich in die Gefangenengemeinschaft zu integrieren". Und der Richter wies darauf hin, dass der Steuersünder den Schaden durch Zahlungen in Höhe von mindestens 43 Millionen Euro wieder gut gemacht habe.

Nicht nur die Fans des FC Bayern fragen sich nun natürlich, was Hoeneß nach der Haftentlassung vorhat. Zieht er sich ins Privatleben zurück? Oder greift er noch einmal nach Spitzenämtern beim FC Bayern, dessen Vereinspräsident und Aufsichtsratsvorsitzender er bis zur Verurteilung war? "Das weiß ich nicht", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Ende November 2015. "Ich glaube, Uli hat selbst noch gar keine Entscheidung gefällt." Zuvor hatte ein Vereinsmitglied den Wunsch geäußert, dass Hoeneß wieder an die Spitze des Vereins zurückkehren solle. Aktuell führt Karl Hopfner den Verein, der Hoeneß das Präsidentenamt kampflos überlassen würde. "Es geht bei diesem Thema nicht um mich", sagte Hopfner Mitte Dezember.

Hoeneß selbst hat sich bisher nicht zu seinen Plänen geäußert. Erst Ende des Jahres stehen Präsidiumswahlen bei den Bayern an. Dann könnte sich entscheiden, ob "der Uli" wieder zum Verein zurückkehrt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort