Hoeneß ein Jahr in Haft – Blick geht nach vorn

Landsberg · Ein Jahr Haft hat Uli Hoeneß hinter sich. Nach harten ersten Monaten im Gefängnis gab es Ende 2014 den ersten Urlaub. Dann wurde der Promi-Häftling Freigänger. Die vorzeitige Haftentlassung rückt näher.

Den 2. Juni 2014 wird Uli Hoeneß (63) nie vergessen. Es ist der wohl schwärzeste Tag in seinem Leben. Mit wenig Habseligkeiten trat der einst mächtigste deutsche Fußball-Manager im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft an. Zuvor hatte ihn das Landgericht München wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Heute jährt sich der Haftantritt des mittlerweile 63-Jährigen. Uli Hoeneß kann indessen nach vorne blicken. Seit fünf Monaten ist er Freigänger, muss nur noch zum Schlafen hinter Gitter. Tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung seines Clubs, des Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München . Und wenn alles nach Plan läuft, wird Hoeneß Anfang März 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Es gibt kein Foto vom Steuersünder in Anstaltskleidung, nur Bilder vom Ausgang und dem Freigänger Hoeneß. Darauf ist ein deutlich schlanker gewordener Mann zu erkennen, der nachdenklich schaut. Längst wieder lässt sich Hoeneß auf dem Gelände des Fußballvereins bei den Profikickern blicken. Öffentliche Äußerung gibt es nicht von ihm.

Die ersten Monate im Gefängnis dürften die härtesten gewesen sein. Zwar machten allerlei Spekulationen über eine Vorzugsbehandlung des Promi-Häftlings die Runde. Hoeneß sei nicht in einer der normalen acht Quadratmeter großen Einzelzellen untergebracht, hieß es, sondern wohne deutlich komfortabler auf der Krankenstation. Auch beim Essen genieße er Privilegien. Das bayerische Justizministerium und seine Anwälte schwiegen dazu eisern. Stets wurde auf die Persönlichkeitsrechte des Gefangenen verwiesen.

Der Jahreswechsel markierte die Wende für Hoeneß. An Weihnachten und zu Silvester wurde ihm Hafturlaub genehmigt. Hoeneß verbrachte die Feste bei der Familie daheim in Bad Wiessee hoch über dem Tegernsee. Am 2. Januar 2015 wurde er Freigänger und begann seinen Job in der Nachwuchsabteilung der Bayern. Damit verbunden war die Verlegung in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses unweit des Starnberger Sees. "Das tut ihm gut", kommentierte sein Bruder, Ex-Fußball-Profi Dieter Hoeneß , die Zäsur schon damals, schränkte aber ein: "Es werden noch viele, harte Monate sein, bis wieder ein normaler Zustand erreicht ist."

So sind Auslandsreisen vorerst tabu, der Freigängerstatus unterliegt strengen Auflagen. Andererseits darf Hoeneß darauf hoffen, dass die Hälfte seiner Strafe von 42 Monaten zur Bewährung ausgesetzt wird. Die in Strafgesetzbuch und Strafprozessordnung festgelegten Voraussetzungen dürfte er erfüllen, vor allem weil er zum ersten Mal im Gefängnis sitzt und sich dort bisher wohl nichts zuschulden kommen ließ. Bleibt noch die Frage zur beruflichen Zukunft von Hoeneß: Vielen Fans klingen noch seine Worte bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des FC Bayern wenige Wochen vor Haftantritt in den Ohren: "Das war's noch nicht!" Sein Nachfolger im Präsidentenamt, Karl Hopfner, versichert jedenfalls für den Fall, dass der einstige Fußball-Patron zurückkehren will, immer wieder: "Ich werde nicht gegen Uli Hoeneß antreten."