Höchststrafe für "Facebook-Mord"

Arnheim. Für den Vater ist es ein "schwarzer Tag". Zwei Jahre Haft und Therapie gibt es für die Anstifter zum Mord an seiner Tochter. "Das ist lächerlich", sagte Chun Nam Hau gestern. Im Januar wurde die 15-jährige Winsie ermordet - weil sie Klatsch auf Facebook verbreitet hatte. "Es ist eine erwachsene Tat", erkannte der Richter Marcel Snijders an

Arnheim. Für den Vater ist es ein "schwarzer Tag". Zwei Jahre Haft und Therapie gibt es für die Anstifter zum Mord an seiner Tochter. "Das ist lächerlich", sagte Chun Nam Hau gestern. Im Januar wurde die 15-jährige Winsie ermordet - weil sie Klatsch auf Facebook verbreitet hatte. "Es ist eine erwachsene Tat", erkannte der Richter Marcel Snijders an. Die Schuldigen bekamen die Höchststrafe für Minderjährige. Zum Zeitpunkt der Tat waren sie 16 und 17 Jahre alt.Der Fall wird in den Niederlanden der "Facebook-Mord" genannt. Denn angefangen hatte alles mit bösem Klatsch in dem sozialen Netzwerk. Winsie soll dort verbreitet haben, dass ihre einst beste Freundin Polly Sex mit mehreren Jungen hatte. Dafür wollte Polly sich rächen. Wochenlang schmiedete sie mit ihrem Freund ein Mordkomplott. Der Täter wurde übers Internet gefunden, das Pärchen versprach ihm Geld.

Am 14. Januar hatte er im Eingang von Winsies Elternhaus in Arnheim auf die Jugendliche eingestochen. "Ganz bewusst in Hals und Gesicht", hatte das Gericht festgestellt. Der Vater wurde beim Versuch, seiner Tochter zu helfen, ebenfalls mit dem Messer angefallen. Winsie starb fünf Tage später im Krankenhaus.

Der Täter wurde bereits im September verurteilt, zur Höchststrafe für Jugendliche bis 15 Jahre: ein Jahr Haft und Zwangstherapie. Zum Tatzeitpunkt war er 14 Jahre alt. "Dass eine Freundschaft durch einen trivialen Streit in Hass und Mord endet, ist nicht zu begreifen", sagte Richter Snijders. Er meint, dass die treibende Kraft hinter der Tat Winsies einstige Freundin war. "Polly ging kalt und berechnend vor." Sie hatte die 15-Jährige mehrfach bedroht. "Ich ermorde dich, hat sie gesagt", erinnern sich Freundinnen von Winsie. Doch keiner habe das ernst genommen.

Die Jungen hätten sich dem Mädchen widersetzen können, meinen die Richter. Stattdessen wurde Pollys Freund zum Anstifter und ein 14-Jähriger zum Auftragsmörder. Alle drei sind Gutachtern zufolge psychisch und emotional gestört. Die Richter setzen daher mehr auf Therapie statt auf Strafe. Winsies Vater hofft, dass andere Eltern aufgerüttelt werden: "Die Gefahren durch Chatten und soziale Medien werden unterschätzt.". Erst vor wenigen Tagen hatte ein 20-jähriger Niederländer sich das Leben genommen, weil er sein Leben lang "erniedrigt und gemobbt wurde" - auch im Internet.

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