Hochwasser in Deutschland, Tschechien, Polen und Österreich Überschwemmungen in mehreren Bundesländern – sieben Tote in Rumänien

Update · Große Regenmassen haben in Deutschland, Tschechien, Polen und Österreich zu Überschwemmungen geführt. Es gab bereits mehrere Todesopfer; Polen hat den Katastrophenzustand ausgerufen. Die aktuelle Lage.

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Hochwasser in Österreich, Polen, Tschechien und Deutschland

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Foto: dpa/Ožana Jaroslav

Die Hochwasserlage in gleich mehreren Ländern bleibt kritisch - und die Opferzahlen steigen: Bei den verheerenden Regenfällen von Polen bis Österreich sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. In weiten Teilen des riesigen Katastrophengebietes ist auch zu Wochenbeginn noch kilometerweit Land unter. Straßen und Felder sind überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört.

Entspannung gab es nur vorübergehend, als der Regen mancherorts für einige Stunden nachließ: Die Meteorologen sagten weitere Niederschläge voraus, und auch in Deutschland müssen sich die Menschen an Oder und Elbe auf die Wasserwalze aus Zuflüssen in angrenzenden Ländern einstellen.

Deutschland: Pegelstände steigen weiter – Frau fällt in Fluss

Mit dem im Tagesverlauf erwarteten Ende des Dauerregens in Sachsen gehen die Hydrologen von einer Entspannung der Lage in den ostsächsischen Flussgebieten aus. „In der Lausitzer Neiße in Görlitz ist der Scheitel durch, dort geht das Wasser leicht zurück“, sagte ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In Spree, Schwarzer Elster und den Nebenflüssen der Oberen Elbe setze sich der Anstieg leicht und moderater fort.

Elbe schwillt moderater an – Alarmstufe 4 nicht in Sicht

Die Wasserführung in der Elbe indes nimmt weiterhin zu. Nach Einschätzung der Hydrologen wird der Richtwert der Alarmstufe 4 am Pegel Dresden aber nicht erreicht. Sie gehen davon aus, dass die Elbe dort auf gut sechs Meter anschwillt und damit noch knapp in die nächste Alarmstufe 3 kommt. Am Vormittag wurden 5,62 Meter gemessen. Normal sind hier 1,42 Meter, bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.

Eine Frau ist in Görlitz beim Prüfen des Pegelstandes in die Neiße gefallen. Laut ersten Angaben der Polizei ist die Frau am Parkhotel Merkur am Wasserrand ausgerutscht und in den Fluss gefallen. Sie sei etwa 700 Meter in der Neiße getrieben, bis sie sich kurz vor dem Wehr Vierradmühle aus dem Wasser ziehen konnte. Sie wird aufgrund einer Unterkühlung aktuell in einer Klinik versorgt.

Die Hochwasserlage in Bayern bleibt an einigen Orten angespannt – und neuer Regen ist auch wieder angesagt. In der Nacht habe sich die Situation in den betroffenen Gebieten nicht groß verändert, teilten die Polizeipräsidien mit. Eine Entwarnung gibt es vorerst aber nicht: Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartete mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Wasserstände.

Ein Hochwasser wie im Juni in Bayern sei aber nicht zu befürchten. Unter anderem erwartet der HND, dass die Pegelstände der Donau bei Passau, der Vils bei Vilshofen und der Isar bei München erneut ansteigen. Von Mittwoch an dürfte sich die Lage den Angaben zufolge dann allmählich entspannen.

Bis Dienstag rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) von den Alpen bis in das Vorland mit Dauerregen. Verbreitet sind dabei Niederschlagsmengen von 40 bis 70 Litern pro Quadratmeter möglich, in Staulagen sogar bis zu 90.

Österreich: Feuerwehrmann stirbt bei Einsatz

Im von Hochwasser betroffenen Österreich steht ein weiterer Tag mit teils großen Regenmengen bevor. Das berichtete der Wetterdienst des Senders ORF. In Niederösterreich, das zum Katastrophengebiet erklärt worden ist, verlief die Nacht auf Montag ruhig, wie ein Feuerwehrsprecher sagte.

Doch bis Dienstag werden in dem östlichen Bundesland bis zu 60 weitere Liter Regen pro Quadratmeter erwartet, wie es von einem Vertreter der Landesregierung hieß. Laut den Wetterfachleuten des Senders ORF sind von Tirol bis ins östliche Österreich an manchen Orten auch noch größere Mengen möglich.

Im besonders stark betroffenen Niederösterreich sind am Wochenende nach Angaben der Einsatzkräfte mehrere Hundert Menschen aus dem Hochwasser gerettet worden. Ein Feuerwehrmann starb am Sonntag im niederösterreichischen Rust im Tullnerfeld beim Auspumpen eines Kellers. Am Montag wurde bekannt, dass zwei weitere Menschen ums Leben gekommen sind. Ein 70 Jahre alter Mann und ein 80-Jähriger seien in ihren jeweiligen Häusern in Gemeinden in Niederösterreich gestorben, teilten die Behörden mit. Die beiden Männer seien im Inneren der Gebäude den Wassermassen zum Opfer gefallen.

Am Montag würden regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. „Es ist nicht vorbei, es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch“, sagte die Ministerpräsidentin Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner. Ein großes Problem seien inzwischen die Dämme.

„Es besteht höchste Dammbruchgefahr“, hieß es vonseiten der Behörden. Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich seien gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt, viele Schüler und Kinder seien zu Hause geblieben, sagte Mikl-Leitner. Rund 3.500 Haushalte seien aktuell ohne Strom. Die Höhe der Schäden sei momentan nicht abzuschätzen. „Den Hochwasser-Opfern wird auf alle Fälle geholfen“, sagte die Landeschefin weiter.

In der Hauptstadt Wien, die von Niederösterreich umgeben ist, war auch am Montag von massiven Problemen im öffentlichen Verkehr betroffen – obwohl die Wasserstände zurückgingen. Die meisten U-Bahnlinien in der Zweimillionen-Stadt fuhren zu Beginn der Arbeitswoche nur auf Teilstrecken. Das staatliche Bahnunternehmen ÖBB führt derzeit keine Züge auf den südlichen und westlichen Verbindungen von und nach Wien.

Polen: Vier Tote, Regierung ruft Katastrophenzustand aus

n den polnischen Hochwassergebieten sind nach Angaben eines Polizeisprechers vier Menschen ums Leben gekommen. Es handele sich um drei Männer und eine Frau aus vier verschiedenen Orten, sagte ein Polizeisprecher bei der Sitzung des Krisenstabs in Breslau (Wroclaw). Unterdessen ordneten örtliche Behörden in zwei Städten Evakuierungen an.

In der Kleinstadt Paczkow im Südwesten Polens hat der Bürgermeister nach dem Riss in der Staumauer eines Stausees die sofortige Evakuierung der tiefer gelegenen Ortsteile angekündigt. „Niemand kann garantieren, dass sich der Schaden nicht verschlimmert“, warnte er in einem Aufruf in sozialen Medien.

Er rief alle Bewohner, die evakuiert werden müssen, auf, sich zu melden, und bat diejenigen, deren Häuser und Wohnungen noch nicht vom Wasser erreicht wurden, diese zu verlassen und sich in sichere Gebiete der Stadt zu begeben. Nachdem ein Aufruf, die Gebäude freiwillig zu verlassen, nicht befolgt worden sei, habe er sich nun zur Zwangsevakuierung entschlossen, sagte Bürgermeister Artur Rolka im polnischen Fernsehen.

Der betroffene Stausee wurde oberhalb von Paczkow an der Glatzer Neiße, einem Zufluss der Oder errichtet. Paczkow ist eine Kleinstadt mit knapp 8000 Einwohnern in der Wojwodschaft Oppeln (Opole)

Auch in Nysa, einer anderen Stadt in der Region mit mehr als 40.000 Einwohnern, wurde am späten Nachmittag eine sofortige Evakuierung angeordnet. Dort schien die Lage zunächst unter Kontrolle. Dann aber kam es zu einer dramatischen Zuspitzung. Sirenen heulten in der Stadt.

„Die Lage ist sehr bedrohlich, Gesundheit und Leben der Einwohner sind bedroht“, hieß es in einer Stellungnahme der Stadt. Die Entwicklung könne „in die schlimmste Richtung gehen“, warnte der Bürgermeister vor der Gefahr eines Deichbruchs. Im polnischen Fernsehen waren lange Autoschlangen auf den Brücken der Stadt zu sehen.

Polens Regierung hat in Warschau inzwischen den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete ausgerufen. Er gilt für einen Zeitraum von 30 Tagen für Teile der Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Oppeln. Er gibt den Behörden mehr Befugnisse, Anordnungen zu erlassen, da die bürgerlichen Freiheiten und Rechte vorübergehend eingeschränkt werden. Beispielsweise können die Behörden leichter anordnen, dass bestimmte Orte, Gebiete oder Einrichtungen evakuiert werden müssen. Sie können auch verbieten, dass sich Bürger an bestimmten Orten aufhalten.

Tschechien: Hunderte Menschen mit Booten und Hubschraubern gerettet – ein Mensch ertrinkt

In den Hochwasser- und Überschwemmungsgebieten in Tschechien ist noch keine Entspannung in Sicht. Die Flutwelle an der March (Morava) erreichte Litovel, knapp 200 Kilometer östlich von Prag. Dort standen ganze Straßenzüge unter Wasser, wie die Agentur CTK berichtete.

Die Behörden der Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern appellierten an die Bevölkerung, die Einsatzkräfte nicht zu behindern. „In den nächsten Stunden erwarten wir eine weitere Zunahme des Wasserstands des Flusses“, warnte der Bürgermeister in den sozialen Medien.

Auch an vielen anderen Orten stiegen die Pegelstände noch an. Für die Gegend um die Stadt Frydlant in Nordböhmen wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. In Hradec Kralove (Königgrätz) an der Elbe galt nun die höchste Hochwasser-Alarmstufe. In Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der Grenze zu Sachsen sollten im Laufe des Tages weitere Hochwasser-Schutzwände errichtet werden, die das Zentrum und den Stadtteil Strekov (Schreckenstein) schützen sollen. Der Scheitelpunkt der Elbe wurde dort erst am Mittwoch bei rund 7,65 Metern über dem Pegel-Nullpunkt erwartet.

Beim Hochwasser in Tschechien hat es den ersten bestätigten Todesfall gegeben. Die Behörden sprachen zudem von mindestens sieben Vermissten. Ein Mensch sei in dem kleinen Fluss Krasovka im Bezirk Bruntal im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken, sagte Polizeipräsident Martin Vondrasek im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Zu den Vermissten zählten drei Menschen, die mit einem Auto bei Jesenik im Altvatergebirge in einen reißenden Fluss gestürzt seien. Von dem Fahrzeug fehlt jede Spur. Die anderen Personen seien in verschiedene Gewässer wie den Fluss Otava gestürzt. Zudem werde ein Mann aus einem Altersheim an der Grenze zu Polen vermisst.

Wegen akuter Überflutungsgefahr sind in Ostrava, der drittgrößten Stadt Tschechiens, die Evakuierungen ausgeweitet worden. „In mehreren Stadtteilen ist es offensichtlich zu Deichbrüchen gekommen“, sagte Umweltminister Petr Hladik nach einer Krisensitzung. Die Bewohner wurden teilweise mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht. Durch die Risse sollen Schätzungen zufolge rund 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen. Es soll versucht werden, die Lücken mit Steinen aufzufüllen.

Ostrava mit rund 285 000 Einwohnern liegt am Zusammenfluss mehrerer Flüsse, darunter der Oder und der Opava. Die Bergbau- und Industriestadt befindet sich knapp 280 Kilometer östlich von Prag. Der Bahnverkehr nach Ostrava und weiter in Richtung Polen war weiter komplett unterbrochen. Ein Kraftwerk musste abgeschaltet werden. Im nahen Bohumin fielen wegen der Überschwemmungen die Strom- und Mobilfunknetze aus. Die Trinkwasserversorgung brach vielerorts zusammen.

Weiterer Regen vorhergesagt

In der Gemeinde Troubky in der Verwaltungsregion Olomouc gab es bislang keine größeren Auswirkungen – anders als befürchtet. Die Becva (Betschwa) trat vorerst nicht über die Ufer. Der Ort war zum Symbol der Hochwasser-Katastrophe von 1997 im Landesteil Mähren geworden, als dort neun Menschen starben und 150 Häuser verwüstet wurden.

In ganz Tschechien wurde am Montag mit weiterem Regen gerechnet, der im Süden auch intensiv ausfallen kann.

Bei den schwersten Unwettern seit Jahren flossen am Wochenende Wassermassen durch ganze Städte wie Jesenik im Altvatergebirge und Krnov an der Grenze zu Polen. In Jesenik mussten die Einsatzkräfte Hunderte Menschen mit Booten und Hubschraubern aus den Fluten retten. Nach dem Abfluss der Wassermassen drohten vielerorts Erdrutsche.

Rumänien: Sieben Menschen sterben

Bei den Überschwemmungen in Rumänien am Wochenende sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Am Montag sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Katastrophenschutz. Die übrigen sechs Opfer waren bereits am Wochenende geborgen worden. In den kommenden Tagen sollen die Regenfälle nachlassen und die Temperaturen steigen.

Unter den Opfern sind vor allem ältere Menschen, darunter zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren. In den besonders betroffenen Gebieten im Osten des Landes, in den Regionen Galati, Vaslui und Iasi, sind Aufräumarbeiten im Gange.

Etwa 300 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst. Eine Bahnstrecke wurde durch die Fluten zerstört: Auf der stark von Pendlern genutzten, gut 100 Kilometer langen Strecke zwischen den Städten Barlad und Galati fegten die reißenden Fluten die Schienen an mehreren Stellen aus dem Gleisbett hinaus.