Mallorca Hitzeblase lähmt Touristen auf Mallorca

Palma de Mallorca · Die Baleareninsel ist für ein mediterranes Klima bekannt. Aber derzeit schwitzen die Menschen bei Rekordwerten.

 Eine Temperaturanzeige in der Einkaufsstraße Carrer Sindicat in Palma de Mallorca zeigte am Wochenende 35 Grad Celsius an.

Eine Temperaturanzeige in der Einkaufsstraße Carrer Sindicat in Palma de Mallorca zeigte am Wochenende 35 Grad Celsius an.

Foto: dpa/Patrick Schirmer Sastre

(dpa) Mallorca wird derzeit von einem für die spanische Urlaubsinsel eher ungewöhnlichen Gesprächsthema beherrscht: der Bullenhitze. Sogar der Kritik am Ballermann-Eimersaufen und den jüngsten Protesten gegen den Massentourismus hat die schier unerträgliche Hitze den Rang abgelaufen. Seit Ende Juli schwitzen Einwohner und Urlauber bei Temperaturen von zeitweise über 40 Grad. Am schlimmsten aber seien die Nächte, sagen die Leute. In der vergangenen Woche sanken die Werte mancherorts nie unter 30 Grad.

„Wir haben nächtelang kaum geschlafen, schon nach kurzer Zeit waren die Laken klatschnass“, sagt ein Deutscher, der gerade in einem Ferienhaus im Bergdorf Fornalutx im Nordwesten Urlaub macht. Eine Klimaanlage hat die Unterkunft nicht – kein Wunder, denn normalerweise bleiben die Balearen von einer derartigen Sommerglut verschont. Auch ein Trip in die Hauptstadt Palma brachte kaum Erleichterung: „In den meisten Geschäften auf der Insel waren Ventilatoren fast ausverkauft, wir haben leider nur noch ein kleines Billigmodel ergattern können.“

Schuld an der Misere ist eine Hitzeblase, die sich aus Nordafrika über das Mittelmeer geschoben hat und auch die meisten anderen Anrainerstaaten ächzen lässt, von Griechenland über den Balkan bis nach Italien. Seit einer Woche haben die Wüstenwinde neben dem spanischen Festland auch die Balearen fest im Griff, besonders die bei Urlaubern beliebten Inseln Mallorca und Ibiza.

Das wirkt sich auf den Energieverbrauch aus: Erst kürzlich wurde mit 1297 Megawatt ein neuer Rekord auf der Inselgruppe aufgestellt – speziell in Hotels laufen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Auch Kühlschränke und Ventilatoren tragen zum Spitzenkonsum bei.

Um gesundheitlichen Folgen vorzubeugen, benötigen die Menschen vor allem eins: Wasser. In einer kleinen Unterführung stehen afrikanische Straßenhändler und wischen sich den Schweiß von der Stirn. Der junge Pakistaner Islam verkauft Wasserflaschen, die er in einem mit Eiswürfeln gefüllten Einkaufstrolley lagert. „Normalerweise verkaufe ich knapp 30 Flaschen pro Tag“, sagt er. „Seit Anfang August waren es bestimmt 50 pro Tag.“ Am Ballermann erfrischen sich viele Deutsche ungeachtet der Hitze trotzdem lieber mit alkoholischen Getränken.

Vor der berühmten Kathedrale von Palma sorgt die Hitzewelle für ein kurioses Bild: Wo sich sonst Touristengruppen tummeln, herrscht gähnende Leere. Die paar Urlauber, die sich doch zu dem prächtigen Gotteshaus vorwagen, drängen sich im engen Schatten der umliegenden Häuser oder unter Bäumen zusammen. Wo die Sonne auf den gleißenden Asphalt knallt, ist es wie ausgestorben.

„Ich glaube, ich würde nicht noch einmal im August nach Mallorca kommen“, sagt Jane aus Schottland, die mit ihrer Tochter auf der Insel ist. Auch Harald aus dem Rheinland staunt. „Ich bin mit meiner Frau nur wenige hundert Meter durch die Altstadt gelaufen, aber wir sind jetzt schon total kaputt.“

Mittlerweile sind wegen der Hitzewelle sogar Tote zu beklagen. Am vergangenen Freitag wurde ein Obdachloser in Palma tot gefunden. Die Autopsie ergab, dass er an einem Hitzschlag gestorben war. Auch beim Tod eines 17-Jährigen in Cala d‘or im Inselosten wird ein Hitzschlag vermutet, auch wenn die Autopsie kein eindeutiges Ergebnis brachte.

Bald aber können Mallorquiner und Inselgäste aufatmen – sprichwörtlich. Denn für die kommenden Tage sagen Meteorologen Höchstwerte von 34 Grad voraus, auch nachts sinken die Temperaturen dann laut Wetterdienst Aemet auf 23 bis 24 Grad. Das ist zwar nicht wirklich kühl – aber immerhin sind dann die Bettlaken nicht mehr klatschnass.

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