Hexenjagd auf einen Jungen

Washington · Der zehnjährige Sohn des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat ein schweres Los: In vielen Medien wird Barron verhöhnt, beleidigt, gedemütigt. Und in der Schule ist er Berichten zufolge dem Mobbing von Mitschülern ausgesetzt.

Der Unmut gegen US-Präsident Donald Trump trifft nun auch seinen zehnjährigen Sohn: US-Komiker Steven Spinola sieht laut Twitter in Barron Trump einen "sehr attraktiven zukünftigen Vergewaltiger" und widmet sich in einem weiteren Tweet der mutmaßlichen Größe des Geschlechtsteils des Jungen, der derzeit noch mit First Lady Melania in New York lebt und dort das Schuljahr beenden will. Die Schauspielerin Rosie O'Donnell bezeichnete ihn in einem mehr als 2,5 Millionen mal angeklickten Youtube-Video per Ferndiagnose als "vermutlich autistisch". Und eine mittlerweile suspendierte Mitarbeiterin der populären NBC-Abendshow "Saturday Night Live" nannte Barron Trump "den nächsten zu Hause geschulten Todesschützen".

Dass der Präsidenten-Sohn sich beißendem Spott, Häme und abfälligen Unterstellungen ausgesetzt sieht und Berichten zufolge auch in der Columbia Grammar School mit dem Mobbing von Klassenkameraden konfrontiert wird, ist ein weiteres Indiz dafür, wie sehr die Wahl von Donald Trump die Gemüter in den USA erregt und ungewöhnliche Reaktionen provoziert. Denn normalerweise gelten die Kinder von Präsidenten als tabu für Attacken jeglicher Art - auch in den Medien. Und wenn sie in der Vergangenheit dennoch stattfanden, gab es stets schnelle und harsche Reaktionen. Als 2014 beispielsweise eine Kommunikations-Expertin der Republikaner die beiden Obama-Töchter wegen ihrer Vorliebe für extrem kurze Röcke und viel Bein ermahnte, sie sollten sich gefälligst respektvoller und nicht wie für einen Barbesuch kleiden, gab es einen Proteststurm, der zu ihrem Rücktritt führte. Auch Republikaner John McCain spürte einst an den Reaktionen, dass man besser nicht die Präsidententochter - damals Chelsea Clinton - als "hässlich" bezeichnet.

Doch offenbar gibt es keine Schonung für den - im Gegensatz zum Vater - schüchtern und introvertiert wirkenden Barron, den jüngsten von fünf Trump-Kindern. Die Angriffe in den sozialen Netzwerken gingen so weit, dass sich ausgerechnet Chelsea Clinton , Tochter der unterlegenen Präsidentschaftskandidatin Hillary, kürzlich für den Belächelten öffentlich stark gemacht hat. "Er verdient die Chance, ein Kind zu sein - so wie jedes andere Kind auch", schrieb die einst wegen ihrer Zahnspangen belächelte und im Fernsehen von Komikern verhöhnte Mutter zweier Kinder auf Facebook und Twitter . Zuvor hatten politisch Andersdenkende den Jungen in Online-Portalen entweder als Brandstifter, Vampir oder Ausgeburt des Teufels bezeichnet.

Harter Tobak für den ein Jahr nach der Hochzeit von Trump und der heutigen First Lady geborenen Barron, der neben Englisch auch fließend Slowenisch spricht und der eigentlich am liebsten in New York im Luxus-Penthouse im Trump-Tower bleiben möchte. Er fürchte sich vor einem Umzug ins Weiße Haus, hat Donald Trump einmal über ihn gesagt. Vermutlich, weil Barron dort noch mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken würde.

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