Held in blau-rotem Kampfanzug

Frankfurt · Im Juni vor 75 Jahren erschien Superman als erster Superheld in der Ausgabe eins der „Action Comics“. In seinem Kampf gegen das Böse bezwang der Mann aus Stahl auch Hitler und Mussolini.

Ein blau-roter Anzug, ein großes gelbes "S" auf der Brust - auch heute ist Superman noch international bekannt. Der sogenannte "Mann aus Stahl" ("Man of Steel") erschien im Juni 1938, Tag unbekannt, erstmals in einem eigenen Comic-Heft und wurde ein unglaublicher Erfolg. "Superman gehörte nicht zu den bisherigen Funny Comics wie Donald Duck. Es sollte viel eher eine spannende Crime-Geschichte werden", erklärt der Comicexperte Bernd Dolle-Weinkauff von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Deswegen kämpfte Superman gegen Kriminelle und Naturkatastrophen. Eine politische Absicht hätten die beiden jugendlichen Comic-Zeichner Joe Shuster und Jerry Siegel zunächst nicht gehabt, berichtet der Wissenschaftler vom Institut für Jugendbuchforschung. Erfunden hätten sie den Comic-Helden Superman schon 1933. Aber erst fünf Jahre später kaufte der "DC-Comics"-Verlag ihnen die Rechte ab und brachte den ersten "Action Comic" heraus.

Darin ging es um Supermans Vorgeschichte. Als Baby kam er in einer Raumkapsel zur Erde. Das war nach der Zerstörung seiner Heimat auf einem fernen Planeten namens Krypto. Das Ehepaar Kent aus "Smalltown" fand und adoptierte den kleinen Jungen. Er bekam den Namen Clark Kent. Von Geburt an hatte Superman übernatürliche Kräfte, wie seine enorme Schnelligkeit und Kraft, die er schon bald im Kampf gegen das Böse einsetzte. "Als eine Gestalt, die alles kann, wurde Superman dann wenig später in die kriegerischen Entwicklungen verstrickt", erklärt Dolle-Weinkauff. So hielt Superman in einer Folge von 1942 eine Rede vor den Vereinten Nationen und brachte Hitler, Mussolini und den japanischen Kaiser vor die internationale Organisation. Es gebe mehrere Folgen, in denen er mal versteckter, mal offensichtlicher im Zweiten Weltkrieg mitkämpfte, sagt der Frankfurter Comicexperte. Dahinter stecke allerdings keine politische Absicht. "Ein Verlag muss anbieten, was ihm abgekauft wird." Während der Kriegszeit wollten die Menschen eine Siegesgewissheit. Und Superman mit seinen übernatürlichen Kräften habe sie ihnen gegeben. Den Soldaten an der Front konnte Superman mit seinen Geschichten ein wenig Trost spenden. "Die jungen Kämpfer, die eigentlich noch Kinder waren, durften mit den Comics im Krieg noch Kinder bleiben", erklärt Dolle-Weinkauff. Sie hätten sogar in den Schützengräben Supermans Abenteuer gelesen. Auch während des Kalten Kriegs hatten Superman und die anderen Helden ihre Auftritte. "Allerdings waren der Patriotismus der Bevölkerung und der nationale Konsens nie wieder so stark ausgeprägt wie im Zweiten Weltkrieg. Deswegen hatten Superman und Co. nicht mehr den durchschlagenden Erfolg", vermutet Dolle-Weinkauff. Dennoch erscheinen die Superman-Comics weiterhin. Die Spielfilme in den 1970er und 1980er Jahren mit Christopher Reeve als muskulösem, fliegendem Helden feierten Erfolge. Pünktlich zum 75. Jubiläum ist zum 20. Juni der Start eines neuen Superman-Films in Deutschland angekündigt, mit Henry Cavill in der Hauptrolle.

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