Hat er das Wetter unterschätzt?

Garmisch-Partenkirchen. Der Veranstalter des Extrem-Berglaufes von 2008 auf die Zugspitze hat jede Verantwortung für den Tod von zwei Teilnehmern zurückgewiesen. "Ich bin der vollen Überzeugung, dass mich keine Schuld am Tod der beiden Läufer trifft", sagte Peter K. gestern zu Beginn des Prozesses vor dem Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen

Garmisch-Partenkirchen. Der Veranstalter des Extrem-Berglaufes von 2008 auf die Zugspitze hat jede Verantwortung für den Tod von zwei Teilnehmern zurückgewiesen. "Ich bin der vollen Überzeugung, dass mich keine Schuld am Tod der beiden Läufer trifft", sagte Peter K. gestern zu Beginn des Prozesses vor dem Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 54-Jährigen vor, trotz starken Windes und Schneefalls den Lauf nicht abgebrochen und so fahrlässig den Tod von zwei Teilnehmern verschuldet zu haben. In neun Fällen soll K. auch der fahrlässigen Körperverletzung schuldig sein. Das Garmischer Gericht hatte am 6. Juli dieses Jahres einen Strafbefehl über 13 500 Euro erlassen. Der Veranstalter akzeptierte den Schuldspruch aber nicht, obwohl er damit ohne Vorstrafe geblieben wäre. Daher kam es nun zum Prozess, der am 1. Dezember enden soll.

K. schilderte sich in seiner Vernehmung zunächst als verantwortungsbewussten Veranstalter des Extrem-Laufes. Im Jahr 2000 hatte er den Lauf zum ersten Mal organisiert. Als Leistungssportler, staatlich geprüfter Sportlehrer und Skilehrer sei er sehr gut sensibilisiert für die Sicherheit im Sport. "Ich bin sehr bergerfahren", sagte er. An jenem 13. Juli 2008 habe er das Rennen mit mehr als 2200 Höhenkilometern mit gutem Gewissen vom österreichischen Ehrwald aus gestartet, da sich an der Wetterprognose - angesagt waren Regen und Schneefall auf dem Gipfel - zunächst nichts geändert habe. Die Verantwortung über geeignete Kleidung bei dem wechselhaften Wetter wies er den Läufern zu, die im Übrigen einen Haftungsausschluss hätten unterschreiben müssen.

In seiner Vernehmung hielt Richter Paul-Georg Pfluger dem Angeklagten mehrfach vor, zu spät auf den Wettersturz reagiert und den Lauf nicht verkürzt oder gar abgebrochen zu haben. K. will aber am Gipfel lediglich festgestellt haben, dass es "leicht überzuckert war" und kaum ein Wind wehte. Erst nach drei Stunden ließ sich der Veranstalter von der Bergwacht überzeugen, den Extrem-Lauf etwa 400 Meter unter dem Gipfel zu beenden. Zu dem Zeitpunkt mussten die rund 50 Bergretter schon Dutzende erschöpfte und unterkühlte Teilnehmer medizinisch versorgen. Für zwei der über 700 Teilnehmer kam jede Hilfe zu spät. Kurz vor dem Ziel brachen sie - mit Shirt und kurzer Hose bekleidet - steifgefroren und völlig erschöpft zusammen.

Hintergrund

Freizeitsportler bringen sich immer wieder in Extremsituationen in Gefahr. Nach sintflutartigen Regenfällen beim Berg-Marathon durch das Hügelland des englischen Lake Districts erlitt im Oktober 2008 eine Frau schwere Verletzungen, als sie in einen Fluss gespült wurde. Beim Hamburg-Marathon 2009 musste ein Sportler nach einem Zusammenbruch wiederbelebt werden. Beim Ruhr-Marathon 2007 kam für einen Skater und für einen Läufer jede Hilfe zu spät. dpa

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