Harz soll den Atomstaub binden

Tokio/Hamburg/Wien. Es ist die schiere Verzweiflung: Japans Regierung will die verstrahlten Trümmer des durch Erdbeben und Tsunami havarierten Kernkraftwerks in Fukushima mit Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen. Dabei soll ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo gestern meldete

 Die zerstörten Reaktoren des Kernkraftwerks im japanischen Fukushima. Foto: dpa

Die zerstörten Reaktoren des Kernkraftwerks im japanischen Fukushima. Foto: dpa

Tokio/Hamburg/Wien. Es ist die schiere Verzweiflung: Japans Regierung will die verstrahlten Trümmer des durch Erdbeben und Tsunami havarierten Kernkraftwerks in Fukushima mit Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen. Dabei soll ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo gestern meldete. Das Besprühen der Fukushima-Trümmer mit wasserlöslichem Kunstharz soll heute beginnen.Mittlerweile sind die Messwerte für radioaktives Jod 131 im Meerwasser vor Fukushima nach Angaben des Fernsehsenders NHK auf einen Rekordwert angestiegen: An der Küste wurde der gesetzliche Grenzwert an radioaktivem Jod 131 um das 3355-Fache überschritten. Derweil drehte der Wind gestern in Richtung Tokio. Die Regierung in Japan überlegt außerdem, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Um was für ein Gewebe es sich handeln könnte, wurde bislang nicht bekannt.

Ein weiteres, weiterhin präsentes Problem ist das kontaminierte Wasser in den Kellern der Kraftwerksanlage. Es konnte wegen fehlender Tanks bisher nur teilweise abgepumpt werden. Dies von Arbeitern, die unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen versuchen sollen, die vier am schwersten beschädigten Reaktoren unter Kontrolle bringen. Kürzlich wurden erstmals einige Details zu den weiteren Arbeitsbedingungen - der kargen Verpflegung - bekannt.

Unterdessen hält sich der Präsident des AKW-Betreibers Tepco, Masataka Shimizu, wegen Bluthochdrucks und Schwindelgefühlen in einer Klinik auf.

Die deutsche Bundesregierung hingegen befasst sich derweil mit möglichen Auswirkungen der Nuklearkatastrophe auf die weltweiten Wirtschaftsströme: Die ersten, möglicherweise verstrahlten Schiffe aus Japan könnten Mitte April in deutschen Seehäfen ankommen. Das Umweltministerium, hieß es aus Berlin, sei im Gespräch mit zuständigen Behörden. Hamburg als Stadt mit dem größten deutschen Hafen fordert europaweite Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Schiffen und Containern. Der Hafen der Hansestadt bereitet einen Notfallplan für atomar verseuchte Frachtschiffe vor. Darüber verhandle die Hafenbehörde derzeit mit Zoll und der Hamburger Innenbehörde.

 Die zerstörten Reaktoren des Kernkraftwerks im japanischen Fukushima. Foto: dpa

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Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien rät Japan indes zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des zerstörten Atomkraftwerks Fukushima. In dem 7000-Einwohner-Ort Iitate hätten Teams der Atombehörde die höchsten Strahlungswerte gemessen, sagte ein IAEA-Experte für nukleare Sicherheit gestern. hcr/dpa/afp

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