Grüntee aus dem Schwarzwald

Freiburg · Im sonnigen Freiburg wächst nicht nur Wein. Die badische Stadt im Schwarzwald ist das erste und einzige Teeanbaugebiet in Deutschland. Noch gibt es das Getränk nicht zu kaufen – aber die Pflanzen gedeihen gut.

 Eine Tasse Freiburg-Tee? Noch ist es nicht so weit. Aber Deutschlands erste Teebauern sind zuversichtlich. Foto: Fotolia

Eine Tasse Freiburg-Tee? Noch ist es nicht so weit. Aber Deutschlands erste Teebauern sind zuversichtlich. Foto: Fotolia

Foto: Fotolia

Ein Sencha aus Japan, ein Chun Mee aus China - oder doch lieber ein guter Grüner aus Freiburg ? Teetrinker haben diese Auswahl womöglich bald, denn die Stadt ist Tee-Anbaugebiet - das einzige Deutschlands. Zumindest sind Landwirt Erwin Wagner und Gärtner Werner Hanser nach Angaben des Deutschen Teeverbandes die einzigen Teebauern der Republik. Die Freiburger versuchen sich im Anbau von chinesischem Grüntee. Er gedeiht im badischen Boden gut, sagen sie. Doch bis der Tee in die Tasse kommt, dauert es. Das Projekt verlangt Geduld und Experimentierfreude.

"Wir tüfteln", sagen Wagner und Hanser. Es ist der dritte Jahrgang, den das Duo jetzt zum Beginn der kalten Jahreszeit ins Gewächshaus bringt. Auf einem mehrere Hektar großen Feld im Freiburger Stadtteil Opfingen am Rande des Schwarzwalds ist er im Sommer gewachsen, in direkter Nachbarschaft zu Mais, Getreide und anderem. Bis richtiger Tee aus den Pflanzen wird, dauert es fünf Jahre oder mehr.

Seit 2014 wird in Freiburg Tee angebaut. Entstanden ist das Projekt, als die badische Universitätsstadt eine Freundschaft mit dem chinesischen Qingdao einging. "Die Stadt am Gelben Meer hat uns 75 Kilogramm Samen chinesischen Tees geschenkt", erzählt der Freiburger Wirtschafts- und Tourismusförderer Bernd Dallmann: "Im Gegenzug haben wir badische Weinreben nach Qingdao geschickt, die dort bestens gedeihen."

Das grün orientierte Freiburg am klimatisch günstigen Oberrhein, das sich international als "green city" vermarktet, hat damit einen eigenen Grüntee: "Green tea from the green city". Bald will die Stadt entscheiden, ob sie den Tee zur Marke macht - als Werbeträger.

Wagner und Hanser kümmern sich unterdessen um ihre Pflanzen. 2500 Töpfe sind es inzwischen. "Auf den Einsatz von Chemie konnten wir komplett verzichten", sagt Gärtner Hanser (52). Ansonsten werde experimentiert. "Wir haben ja keine Bedienungsanleitung", sagt Bauer Wagner (59). Weil die Keime sandigen Boden mögen, wurde zeitweise das örtliche Beachvolleyballfeld zur Teeplantage - mit Erfolg.

Wagner und Hanser glauben an die Zukunft des Projekts. Landwirtschaft lebe davon, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. In Zeiten des Klimawandels sei es ein Versuch, neue Wege zu gehen.

Im 760 Kilometer entfernten Hamburg sitzt der Deutsche Teeverband. "Wir verfolgen dieses Projekt mit großem Interesse", sagt Geschäftsführer Maximilian Wittig. Bisher wachsen Teepflanzen hierzulande nur vereinzelt in Botanischen Gärten und dort nur zur Zierde oder zu wissenschaftlichen Zwecken. Dass sich jemand direkt dem Teeanbau widmet, sei neu. Chancen hätte der Freiburger Tee am Markt wohl schon: Denn die Deutschen trinken immer mehr Tee. Und sie stehen auf ausgefallene Produkte - wie zum Beispiel Grüntee aus dem Schwarzwald.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort