Feiertag für Großeltern in Bayern Ein Hoch auf Oma und Opa!

München · Großeltern bekommen in Bayern jetzt ihren eigenen Feiertag: Am 13. Oktober ist es erstmals so weit. Doch was steckt eigentlich dahinter?

  Großeltern investieren viel Zeit und Geld in ihre Enkel. Jetzt werden sie in Bayern dafür belohnt.

Großeltern investieren viel Zeit und Geld in ihre Enkel. Jetzt werden sie in Bayern dafür belohnt.

Foto: Getty Images / iStockphoto/romrodinka

Oma und Opa sind doch einfach die besten. Die Kinder sind krank und bei der Arbeit steht ein wichtiger Termin an? Ein Anruf bei den Großeltern hilft. Fast vier Milliarden Stunden wenden die 21 Millionen Großeltern in Deutschland pro Jahr insgesamt für die Enkel auf. Das hat Andreas Reidl vom Portal „grosseltern.de“ aus Angaben des Deutschen Zentrums für Altersforschung ausgerechnet.

Bayern will diese Stunden nun mit einem neu geschaffenen Feiertag zelebrieren: dem Großelterntag am kommenden Sonntag, 13. Oktober. „Wertschätzung für unsere Großeltern: Bayern führt deutschlandweit den ersten Großelterntag ein“, schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) deshalb Mitte September auf Twitter. Ungefähr sechs Milliarden pro Jahr geben Großeltern in Deutschland für Geschenke und Aufmerksamkeiten für die Enkelkinder aus. „Hinzu kommen die Ausgaben für gemeinsame Unternehmungen und/oder gemeinsamen Urlaub.“

Wie viel Großeltern über das Finanzielle hinaus leisten, hat Carolin Seilbeck, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugend-Institut (DJI) in München Ende 2018 in einer Studie herausgearbeitet. „Beziehungen zwischen Großeltern und Enkeln werden durchaus positiv bewertet“, sagt Seilbeck. 91 Prozent der Großeltern gaben demnach an, sich ihren Enkeln sehr verbunden zu fühlen. Dabei gelte: Je besser der Kontakt zu den Eltern desto besser auch der zu den Enkeln. Da es meist die Mütter seien, die verwandtschaftliche Beziehungen stärker pflegen, sei die Beziehung zu den Kindern der eigenen Tochter meist am engsten.

„Die Rolle der Großeltern hat sich verändert“, sagt Seilbeck. „Das liegt vor allem daran, dass die Menschen älter werden und Großeltern heute einen viel längeren Zeitraum mit ihren Enkeln haben.“ Im Schnitt sind Oma und Opa in Deutschland 53 Jahre alt, wenn der erste Enkel geboren wird. Darum sei das Bild von Großeltern heute auch ein ganz anderes: „Weiße Haare, Brille und Krückstock – das ist heute anders.“

Viele Großeltern sind in Zeiten, in denen oft beide Elternteile arbeiten, fest in den Alltag und die Kinderbetreuung eingebunden. „Wir haben in den Interviews von ganz unterschiedlichen Modellen gehört: Ein fester Oma- und Opa-Tag, Enkelkinder, die jeden Tag nach der Schule zu den Großeltern kommen, oder Großeltern, die im Grunde ‚Essen auf Rädern’ machen und das Mittagessen bringen.“ Allerdings komme es auch vor, dass Großeltern sich nicht für eine regelmäßige Betreuung einspannen lassen wollen.

Ein relativ neues Phänomen in Patchwork-Familien: „soziale Großeltern“, Stief-Omas und Stief-Opas zum Beispiel. „Da hat sich etwas verschoben“, sagt Seilbeck. „Meine Großeltern hatten noch 21 Enkel. Das ist heute eher die Ausnahme.“

Eine Herausforderung für die Großeltern-Enkelkind-Beziehung kann eine Trennung der Eltern sein. „Das hat sich in den Daten gezeigt: Wenn es zu einer Trennung oder Scheidung auf Elternebene kommt, leidet auch der Kontakt der Kinder zu den Großeltern. Das trifft vor allem auf die Großeltern väterlicherseits zu.“

Das hat auch Aybike Soybaba leidvoll erfahren müssen, wie sie berichtet. Als ihr Sohn sich von seiner Frau getrennt habe, habe sie große Angst gehabt, ihre Enkel nicht mehr zu sehen. „Das bricht einem natürlich das Herz.“ Der Kontakt zu ihren Enkeln sei inzwischen kaum noch vorhanden. Soybaba ist Mitglied der Bundesinitiative Großeltern, die sich für mehr Rechte von Großeltern einsetzt und in dieser Rolle für Bayern zuständig. „Es geht ja nicht um das Recht der Großeltern, ihre Enkel zu sehen. Die Kinder haben ein Recht auf uns.“ Gerne, so sagt sie, hätte sie dies beim Fest zum Großelterntag in München thematisiert. „Aber es geht da wohl eher um Friede, Freude, Eierkuchen.“

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