Große Füße, kleine Feier: Diddl-Maus wird 20

Geesthacht. Langbeinige Models verdrängen die großfüßige Diddl-Maus: Um die einst so populäre Comicfigur ist es ruhig geworden. Wo früher Verkaufsregale mit Produkten rund um die Plüschmaus überquollen, hat Diddl offensichtlich den Rückzug angetreten. Stattdessen liegen dort immer häufiger Model-Anmalblöcke und diverse Utensilien rund um die Glamourgirls

 Phänomen Diddl: Die Comicfigur war zeitweise beliebter als "Micky Maus" und bekam im Laufe der Zeit noch zahlreiche Freunde (oben). Fotos: Depesche/Diddl

Phänomen Diddl: Die Comicfigur war zeitweise beliebter als "Micky Maus" und bekam im Laufe der Zeit noch zahlreiche Freunde (oben). Fotos: Depesche/Diddl

Geesthacht. Langbeinige Models verdrängen die großfüßige Diddl-Maus: Um die einst so populäre Comicfigur ist es ruhig geworden. Wo früher Verkaufsregale mit Produkten rund um die Plüschmaus überquollen, hat Diddl offensichtlich den Rückzug angetreten. Stattdessen liegen dort immer häufiger Model-Anmalblöcke und diverse Utensilien rund um die Glamourgirls. Die Depesche Vertrieb GmbH in Geesthacht bei Hamburg gibt sich zugeknöpft - dabei feierte Diddl gestern seinen 20. Geburtstag. Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen noch zu Ehren seines Plüschmäuserichs eine große Geburtstagstour gestartet.Interviews gebe man generell nicht mehr, heißt es bei der Firma im Kreis Herzogtum Lauenburg. Und Zeichner Thomas Goletz habe sich ohnehin nur ein einziges Mal interviewen lassen - für das Diddl-Heft "Käseblatt". Darin erzählte der Grafiker, dass Diddl wohl schon immer in ihm geschlummert und sich am 24. August 1990 aufs Zeichenpapier geschlichen habe. "In den allerersten Zeichnungen war Diddl allerdings ein Känguru, noch ohne Namen, aber bereits mit seiner bekannten Latzhose", sagte er. "Doch bald darauf beschloss ich, das Kerlchen viel viel kleiner und handlicher zu zeichnen, damit ich es besser in eine Kaffeetasse oder ein Käsestück hineinsetzen konnte. So wurde aus dem Känguru Diddl, die Springmaus."Diddl wurde begehrtes Sammel- und Tauschobjekt - und Kult: Die laut Steckbrief "dreikäsehochfünfzig" große Maus zierte Blöcke, Briefpapier, Tage- und Freundebücher, Kaffeebecher, Bettwäsche und Schulranzen. Bald erhielt Diddl Freunde wie Diddlina, Pimboli und Galupy - das "Käsekuchenland" expandierte. Schulhöfe von Grundschulen verwandelten sich in den Pausen zeitweise in Tauschbörsen. Und auch jüngere oder gar ältere Frauen ließen die "ach soo süüüße" Plüschmaus an ihren Rucksäcken und Taschen baumeln. Von einer "Epidemie" sprach der "Spiegel", und die "Zeit" schrieb: "Von Norden her kam die Maus wie eine Feuerwalze über Deutschland."Das "Phänomen Diddl" faszinierte, war es doch ganz ohne Comic oder Zeichentrickserie entstanden und hatte sogar bisweilen "Micky Maus" auf der Beliebtheitsskala überholt. Selbst einen eigenen Diddl-Sprech entwickelte man "edelgoudafein" und "spitzespannend". Die Firma mit der Maus, von Kjeld Schiøtz 1985 gegründet, wuchs. Hinter dem Erfolg der Springmaus steckte eine ausgeklügelte Werbestrategie: Im Lizenz-Geschäft mit Spielwaren werden Figuren von Anfang an so konzipiert, dass sie sich so vielseitig wie möglich vermarkten lassen. Wie viel Umsatz Diddl Depesche gebracht hat oder noch bringt, verrät das Unternehmen ebenso wenig wie andere Zahlen. Ob Diddl denn inzwischen out sei und ihm zum Beispiel die hauseigenen "Top Models" den Rang abgelaufen hätten, will man ebenfalls nicht beantworten. Und zum Geburtstag gibt es dann auch nur einen Relaunch der "Käsepäitsch" (wie Fans die Diddl-Homepage nennen) - keine große Feier oder gar Tournee. Eher bescheiden gibt man sich im Gückwunschschreiben auf der Unternehmensseite im Internet: Diddl wolle niemals als Superstar gesehen werden, heißt es dort. Das klingt alles andere als "granatengrandios".

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