Großbrand in Israel außer Kontrolle

Tel Aviv/Haifa. Die meterhohe, leuchtend rote Feuerwalze war für manchen Israeli nur noch mit biblischen Vergleichen zu fassen. "Die Hölle auf Erden gesehen und gerochen", titelte die Zeitung "Jerusalem Post". Aber das blanke Entsetzen und die Trauer über den Tod von 41 Menschen ist schnell in ohnmächtige Wut umgeschlagen

Tel Aviv/Haifa. Die meterhohe, leuchtend rote Feuerwalze war für manchen Israeli nur noch mit biblischen Vergleichen zu fassen. "Die Hölle auf Erden gesehen und gerochen", titelte die Zeitung "Jerusalem Post". Aber das blanke Entsetzen und die Trauer über den Tod von 41 Menschen ist schnell in ohnmächtige Wut umgeschlagen. Auch weil Israel den schlimmsten Großbrand seiner Geschichte nicht allein in den Griff bekommt und das Ausland um Hilfe bitten musste. Dabei ist es eine Katastrophe mit Ankündigung, denn die Mängel in der Ausstattung der Feuerwehr waren seit langem bekannt.

Seit Donnerstag brennt es lichterloh im Karmel-Gebirge. Die Polizei nahm zwei Männer fest, die bei Haifa versucht haben sollen, Feuer zu legen. Weil das Feuer an drei Stellen gleichzeitig ausbrach, vermutet die Polizei Brandstiftung. An einer der drei Stellen wurden nach Behördenangaben "verdächtige Gegenstände" gefunden.

17 000 Menschen haben sich bereits vor dem Feuer in Sicherheit gebracht. Es könne noch Tage dauern, bis der letzte Brandherd in dem Gebiet unter Kontrolle sei, befürchten die Einsatzkräfte. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometern pro Stunde bläst der Wind immer wieder aus anderer Richtung. Seit Monaten hat es nicht richtig geregnet. Der Norden Israels erlebt die größte Trockenheit seit 48 Jahren. Und während in Deutschland alles vor Kälte zittert, herrschen in Israel sommerliche Temperaturen von bis zu 28 Grad Celsius. Für ein Feuer sind das ideale Bedingungen. Und deshalb haben die Brandherde mit rasantem Tempo um sich gegriffen. Das Feuer hat nach Angaben der Forstbehörde eine Fläche von rund 30 Quadratkilometern Wald- und Buschlandschaft vernichtet. Die Fläche entspricht etwa der Größe der Nordseeinsel Borkum.

Auf sich allein gestellt, würde Israel den Großbrand nicht in den Griff bekommen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat deshalb das Ausland um Hilfe gebeten und sofort Unterstützung bekommen. Auch aus Ländern, von denen man es nicht sofort erwartet hätte, wie der Türkei, mit der Israel derzeit in Fehde lebt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Netanjahu "persönliches Beileid und die Anteilnahme aller Deutschen" aus.

Trotz der Solidarität bleibt bei manchem Israeli ein bitterer Beigeschmack zurück. Der Nationalstolz ist sichtlich verletzt. Ein Land, das Spionagesatelliten starte, abschreckende Militäroperationen ausführe, bei Hochtechnologien führend sei, habe nach sieben Stunden keine Bestände mehr zur Brandbekämpfung.

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