Goldgräber-Stimmung im schönen Kufstein

Wien. Saftig grüne Wiesen, romantische Berglandschaften, Männer mit entblößter Brust in Lederhosen: Trotz dieser Werbebilder verirrten sich in der eher verregneten Sommersaison 2010 nur wenig Touristen in das Tiroler Örtchen Ebbs. Da ist die neue Nachricht ein Gottesgeschenk: In einem Waldstück am Fuße des "Zahmen Kaisers" sollen veruntreute deutsche Millionen vergraben sein

 Das Wald-Idyll interessiert diesen Herrn nicht. Er ist auf der Suche nach einem Schatz. Foto: dpa

Das Wald-Idyll interessiert diesen Herrn nicht. Er ist auf der Suche nach einem Schatz. Foto: dpa

Wien. Saftig grüne Wiesen, romantische Berglandschaften, Männer mit entblößter Brust in Lederhosen: Trotz dieser Werbebilder verirrten sich in der eher verregneten Sommersaison 2010 nur wenig Touristen in das Tiroler Örtchen Ebbs. Da ist die neue Nachricht ein Gottesgeschenk: In einem Waldstück am Fuße des "Zahmen Kaisers" sollen veruntreute deutsche Millionen vergraben sein. Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung ist fraglich, dennoch werden immer mehr Menschen vom Goldgräber-Fieber erfasst. Besonders betroffen sind heimische Unternehmer und Journalisten. Für sie ist der "Schatz im Sommerloch" schon jetzt ein Gewinn - ob er nun gehoben wird oder nicht. Denn immer mehr Besucher stapfen mit Schippe in der Hand zwischen den Bäumen umher.

"Das interessiert plötzlich alle von Hamburg bis Zürich", sagt der Gemeindeamtsleiter des 5000-Einwohner-Ortes, Anton Geisler. Seit Tagen werde die Verwaltung mit Interviewanfragen überhäuft. Für die Region, die hauptsächlich vom Fremdenverkehr lebt, sei diese Aufmerksamkeit nicht schlecht, gibt er zu: "Auch wenn es eine Sache ist, die nicht so ganz ernst ist."

Auslöser des "Goldfiebers" waren Anfang der Woche Berichte in Boulevardzeitungen: Ein Privatdetektiv will einen Millionenbetrüger bei der Suche nach seiner Beute im besagten Waldstück gesehen haben. Der ehemalige Vermögensberater der bayerischen DAB-Bank hatte Millionen veruntreut, wurde dafür vor Jahren verurteilt und ist inzwischen wieder frei. Da die Beute verschwunden blieb, setzte die Bank einen Finderlohn von 40 Prozent aus - und will jetzt nichts mehr damit zu tun haben. "Für uns ist der Fall abgeschlossen", sagt Sprecherin Carolin Mayr. Ihr Institut sei um 1,65 Millionen Euro geschädigt worden und arbeite nicht mit privaten Ermittlern.

Auch wenn die Glaubwürdigkeit des Detektivs fraglich ist, schießen die Medien-Spekulationen wie Pilze aus dem Boden. Täglich werden die genannten Millionenbeträge höher, Radiomoderatoren machen sich mit "Geld-Spürhund" auf Wanderschaft. "Bayern wollen Schatz stehlen", warnt die Gratiszeitung "Heute" angesichts deutscher Glücksritter im Millionenforst.

Der Tourismusverband Kufstein bewirbt eine "Schatzsuch-Pauschale" samt Karten, Fackelwanderung und "Schnapsl" danach. Nach eher flauen Monaten freue man sich über das neue Interesse mit bis zu 60 zusätzlichen Anrufern pro Tag, sagt Direktorin Karin Scholz. Die Touristen suchten aber auf eigenes Risiko: "Wenn ich eine Garantie für den Schatz abgeben könnte, würde ich selbst schon im Wald stehen."

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