Glücksatlas 2019 Studie: Deutsche so glücklich wie nie

Berlin · Arbeit, Freizeit, Gesundheit, Geld: Die Menschen in Deutschland sind offenbar glücklicher als je zuvor, wie der aktuelle Glücksatlas zeigt.

 Ein Sprung ins Glück: Nach zwei Jahren mit leicht sinkenden Werten sind die Deutschen so zufrieden wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Glücksatlas hervor.

Ein Sprung ins Glück: Nach zwei Jahren mit leicht sinkenden Werten sind die Deutschen so zufrieden wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Glücksatlas hervor.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Immer nur am Jammern? Das Glas ist doch eher halb leer als halb voll? Nicht doch: Zumindest laut einer neuen Untersuchung haben die Deutschen einen „Glückssprung“ auf ein neues Allzeithoch hinter sich. Zuvor seien die Zufriedenheitswerte zwei Jahre leicht gesunken, wie aus dem Glücksatlas 2019 hervorgeht, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt sei seit zehn Jahren eine deutlich steigende Lebenszufriedenheit im Land zu beobachten, wie der Professor für Finanzwirtschaft Bernd Raffelhüschen von der Uni Freiburg, der den Report im Auftrag der Deutschen Post erstellt, sagte.

„Wir sind seit der Wiedervereinigung die zufriedensten Menschen, die jemals in diesem Land gelebt haben“, betont Raffelhüschen. Er wisse, dass das angesichts der Debatten etwa über die Finanzkrise komisch klinge – „aber Pustekuchen“. Auf einer Skala zwischen null und zehn bewerteten die Befragten ihre Zufriedenheit aktuell im Schnitt mit 7,14 Punkten – etwas mehr als noch im Vorjahr (7,05). Noch im Jahr 2004 lag die Zufriedenheit bei 6,65 Punkten. Die aktuelle Entwicklung geht laut Raffelhüschen vor allem auf die Angaben einer Gruppe zurück: „Es liegt an den Ossis.“

Nach der Wiedervereinigung seien die Menschen dort zwar durch ein „Tal der Tränen“ gegangen, sie hätten dann aber deutlich aufgeholt. Das Lebensglück der Menschen im Osten erreicht laut Atlas mit 7,0 Punkten einen Höchstwert. Der Rückstand zum Westen ist den Autoren zufolge kaum mehr messbar: Er liegt bei 0,17 Punkten.

Was der Atlas misst, hat nichts mit zufälligem Glück wie einem Sechser im Lotto zu tun. Die Befragten werden vielmehr gebeten, ihren eigenen Mikrokosmos zu bewerten. Das, was die Menschen persönlich empfinden, müsse auch nicht den Zeitgeist-Darstellungen entsprechen, so Raffelhüschen. Deutschland sei kein Jammertal, vielmehr habe man in den vergangenen zehn Jahren im Prinzip ein „zweites Wirtschaftswunder“ erlebt.

Die Gründe für die Zufriedenheit seien etwa Gesundheit (Sport ist in und selbst die Alten sind fit), Gemeinschaft (die Scheidungsraten etwa sind gesunken), Geld (es macht statistisch gesehen doch glücklich) und genetischer Disposition (dazu zählt Raffelhüschen Effekte, die nicht mit objektiven Gründen erklärbar sind).

Im Vergleich der deutschen Regionen sind Tabellenführer und Schlusslicht gegenüber 2018 unverändert: Die zufriedensten Menschen sieht der Glücksatlas in Schleswig-Holstein (7,44 Punkte), die unglücklichsten in Brandenburg (6,76), wo etwa die Arbeitslosigkeit vergleichsweise höher ist. Die Werte der übrigen Regionen sind dicht beieinander. Raffelhüschen sagte, im Grunde genommen seien wenige Gruppen unterscheidbar: Heraus rage Schleswig-Holstein – offenbar spiele die Nähe zum besonders glücklichen Dänemark eine Rolle. Dann folgten West- und schließlich Ostdeutschland.

Dass die Dänen im Europa-Vergleich Spitzenreiter sind, wird häufig mit dem dortigen Verständnis von Gemütlichkeit erklärt. Deutschland hingegen kommt nach Daten des Eurobarometers auf Platz zehn und liegt damit klar vor Nachbar Frankreich (17). Aber zum Beispiel auch Briten und Österreicher schneiden etwas zufriedener ab als die Deutschen.

Für die neunte Ausgabe des Reports wurden Daten einer großen Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sowie aktuelle eigene Erhebungen mit insgesamt mehreren Tausend Befragten ausgewertet.

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