Gesundes Schulessen – ein frommer Wunsch

4,7 Millionen Kinder bekommen in Deutschland täglich ein Mittagessen in der Kita oder der Schule. Dem einen schmeckt's, dem anderen nicht. Aber gesund ist nur selten, was dem Nachwuchs serviert wird. Zu dem Ergebnis kommt eine Allianz aus 17 medizinischen Fachgesellschaften und Verbänden (DANK). SZ-Korrespondent Hagen Strauß hat Fragen und Antworten zusammengestellt.

 Zweimal die Woche Obst, täglich Gemüse oder Salat lautet die Empfehlung.

Zweimal die Woche Obst, täglich Gemüse oder Salat lautet die Empfehlung.

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Was macht eine gesunde Schulverpflegung aus?

Dafür hat die DGE anerkannte Qualitätsstandards entwickelt. Demnach sollte es in Schulen und Kitas jeden Tag Gemüse, Salat oder Rohkost und Trink- oder Mineralwasser geben. Dazu mindestens zweimal die Woche Obst und Milchprodukte, Fleisch maximal zweimal, Seefisch mindestens einmal die Woche. Nur: Knapp 50 Prozent der Schulen wissen überhaupt, dass es diese Standards gibt.

Warum ist gesunde Ernährung speziell bei Kindern so wichtig?

In Deutschland gebe es eine "Übergewichtswelle bei Kindern und Jugendlichen", so Dietrich Garlichs, Sprecher der Allianz. 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen sind demnach zu dick - und aus dicken Kindern werden meist dicke Erwachsene mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes oder Herz-/Kreislaufkrankheiten. Kurzum: Im Kindesalter erfolgt die Prägung, wie und was gegessen wird. Deshalb ist gesunde Kita- und Schulverpflegung so wichtig.

Welche Bundesländer gehen mit, welche nicht?

Nur zwei Länder haben die DGE-Qualitätsstandards bereits eingeführt: Berlin und das Saarland. Eine Umfrage der Allianz ergab, dass alle anderen Bundesländer nicht vorhaben, sie verbindlich vorzugeben. Zwar loben alle Kultusministerien die Standards, doch den Schulen oder den Kitaträgern wird überlassen, für gesunde Verpflegung zu sorgen. Grund für die Haltung der Ministerien sind laut Garlichs nicht mögliche Kosten. "Die Kultusministern sehen das einfach nicht als ihr Thema an", kritisierte der Experte.

Welche Folgen hat das für die Kitas und Schulen ?

60 Prozent der Schulen und 50 Prozent der Kitas bekommen Essen angeliefert, das zum Teil über Stunden warm gehalten wird. "Entsprechend sieht das Essen auch aus", so die Expertin Ulrike Arens-Azevedo. Das sei für die Bildungseinrichtungen aber meist die preiswerteste Variante, da auf diese Weise keine Küchen oder Fachpersonal vorgehalten werden müssten. Würden die Speisen nicht durch Rohkost oder frische Salate ergänzt, würden die wesentlichen Anforderungen an gesunde Ernährung nicht erreicht. Gerade Salate seien bei den Kindern jedoch sehr beliebt, so Arens-Azevedo.

Was ist zu tun?

Gefordert sei die Schulpolitik, meinten die Fachleute. Sie müsse endlich ihre Verantwortung für die gesundheitliche Entwicklung der Kinder wahrnehmen. Dazu gehöre, für die Qualität der Mahlzeiten zu sorgen, ebenso für die personelle und räumliche Ausstattung. Qualitativ hochwertige Verpflegung in Schulen und Kitas sensibilisiere zudem auch die Eltern für das Thema.

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