Forschung Gen-Schutz vor Aids erhöht Risiko für andere Leiden

Berkeley · Eine genetische Veränderung, die unempfindlich gegen den Aids-Erreger HIV macht, erhöht das Sterberisiko durch andere Krankheiten. Menschen mit der Genveränderung haben eine um 21 Prozent verminderte Chance, das Alter von 76 Jahren zu erreichen, wie US-Forscher im Fachblatt „Nature Medicine“ berichten.

Bekanntheit erlangte diese Mutation vor einem halben Jahr, als der chinesische Biotechnologe He Jiankui verkündete, es seien zwei Mädchen geboren worden, deren Erbgut er entsprechend verändert habe.

Der Aids-Erreger HIV nutzt ein Protein (Eiweiß), das vom Gen CCR5 codiert wird, um Zellen des Immunsystems anzugreifen. He gab an, die Zwillingsschwestern Nana und Lulu vor Aids schützen zu wollen, indem er den genetischen Code für CCR5 mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9 aus deren Erbgut entfernte. Das CCR5-Protein ist zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Einfallstor für das Virus. He behauptete, dass etwa 100 Millionen Menschen, die wegen der genetischen Mutation Delta 32 kein CCR5-Protein bilden, gesund seien. Diese Behauptung untersuchten nun Xinzhu Wei und Rasmus Nielsen von der University of California in Berkeley mittels der britischen Gen-Datenbank „UK Biobank“. Ergebnis: Menschen mit einer zweifach vorhandenen Delta-32-Mutation haben eine um 21 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, 76 Jahre alt zu werden, als solche, die keine oder nur eine Delta-32-Mutation geerbt hatten.

Das Protein CCR5 sei in fast allen Menschen und den meisten Tieren zu finden, wird Nielsen in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. „Daher ist es wahrscheinlich, dass eine Mutation, die das Protein zerstört, im Durchschnitt nicht gut für sie ist.“

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