Identität von jugendlichen Mördern veröffentlicht Gefühllosigkeit schockiert die Insel

London · Ein minderjähriges Pärchen tötet in Großbritannien die Mutter und Schwester des Mädchens. Danach tun sie tagelang so, als sei nichts passiert. Jetzt wurden Details über den eiskalten Mord bekannt.

Sie müssen das Klopfen, das Klingeln und die Rufe gehört haben. Eine Verwandte kam an dem Haus vorbei, die Polizei ebenfalls, weil die beiden Mädchen nicht in der Schule, die Mutter nicht bei der Arbeit erschienen waren. Sie müssen all das gehört haben, aber Kim Edwards und ihr Freund Lucas Markham wollten sich nicht stören lassen. Die Teenager nahmen ein gemeinsames Bad, aßen Eis, machten es sich auf der Matratze gemütlich, die Kim aus ihrem Zimmer in die untere Etage geschleppt hatte. Unbeschwert schauten die beiden die Vampirsaga „Twilight“, hatten Sex und Spaß. Es war, als lebten sie 36 Stunden lang ihren eigenen Film, der nach jugendlicher Unbeschwertheit und sturmfreier Bude klingt, aber in Wahrheit so grausig ist, dass er ganz Großbritannien schaudern lässt. Denn während die beiden ihre Verliebtheit genossen, lagen im Stockwerk darüber Kims Mutter Elizabeth und ihre Schwester tot in ihren Betten. Elizabeths Kehle war aufgeschnitten, damit sie, so sollte Lucas später erzählen, nicht schreien konnte, während er sie mit einem Kissen erstickte. Die 13 Jahre alte Katie erlitt ebenfalls schwere Stichwunden am Hals und wurde von Lucas erstickt. Über eineinhalb Tage benutzten die Teenager danach weiter die Toilette, die neben den Zimmern mit den Leichen lagen – als sei nichts gewesen.

Die eiskalten Morde ereigneten sich bereits vor mehr als einem Jahr im Städtchen Spalding in der englischen Grafschaft Lincolnshire, im Oktober 2016 wurden Kim und Lucas zu jeweils mindestens 17 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Aber erst jetzt veröffentlichten die Behörden nach einem Gerichtsurteil, das die Anonymität der minderjährigen Täter aufhob, die Details – auch um das Verbrechen, das in seiner Grausamkeit nicht zu begreifen ist, zumindest ein bisschen zu erklären.

Es war am 14. April vergangenen Jahres, als Kim Edwards in der Nacht ihren festen Freund Lucas Markham heimlich durch das Badfenster ins Haus ließ. Die Mutter – sie zog ihre Kinder alleine auf – missbilligte die Beziehung, betrachtete Lucas als schlechten Einfluss und hatte den beiden verboten, sich zu sehen. Das Verhältnis zwischen Elizabeth und Kim wurde derweil schon seit vielen Jahren von Streits begleitet – im Jahr 2008 eskalierte eine Auseinandersetzung so, dass die beiden Mädchen für einige Monate in eine Pflegefamilie kamen. Doch die Situation schien sich zwischenzeitlich gebessert zu haben, die Mutter sorgte sich um ihre älteste Tochter, schlug immer wieder wegen ihres Verdachts Alarm, Kim könnte von zu Hause wegrennen oder sich etwas antun, brachte sie ins Krankenhaus und forderte eine Familientherapie. Dann lernte das Mädchen Lucas kennen und alles wurde noch viel schlimmer zwischen Mutter und Tochter. Einmal versuchte Kim gar, sich mit einer Überdosis Schmerzmitteln das Leben zu nehmen. Lucas habe „diese Frau“ gehasst, wird er später über Kims Mutter sagen.

Die Beziehung der Jugendlichen, sie sei „toxisch“ gewesen, heißt es dagegen später von einem Psychiater. Sie schmiedeten mit Eiseskälte einen perfiden Plan, der mit dem Selbstmord der beiden enden sollte – wozu es dann jedoch nicht kam. Am 14. April dann tötete Lucas Markham zuerst die Mutter, während Kim dem Todeskampf zuschaute, wie sie fast lapidar der Polizei erzählte. „Nach zehn, 15 Minuten des Wartens war sie tot.“ Habe sie mittlerweile ein schlechtes Gewissen? „Es ging ja schnell“, so Kim. Es sei „keine Folter oder so“ gewesen. Eigentlich wollte sie in der Nacht ihre Schwester töten, machte aber einen Rückzieher. Ihr Freund übernahm und erstickte auch Katie. Die 13-Jährige wurde zum Opfer, damit sie nicht die Polizei rufen konnte. Wie Kim und Lucas über ihre Taten sprachen, ließ die Ermittler frösteln. Abgeklärt, ohne Reue oder Empathie sagte die 14–jährige Kim, dass sie Rache dafür wollte, wie die Mutter sie behandelt habe. „Sie hat es verdient. Ich bin froh, dass sie tot ist“, so Kim.

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