Gasofen verursachte Feuer-Drama in Titisee

Titisee-Neustadt. Nebel und Regen tauchen die Behindertenwerkstatt in der Schwarzwald-Gemeinde Titisee-Neustadt in tristes Einheitsgrau. Kerzen flackern vor dem Gebäude, das am Montag für 14 Menschen zur Todesfalle wurde. Brandspuren und zerstörte Scheiben erinnern am Tag danach an das Feuerdrama. Die Opfer sind mittlerweile identifiziert

Titisee-Neustadt. Nebel und Regen tauchen die Behindertenwerkstatt in der Schwarzwald-Gemeinde Titisee-Neustadt in tristes Einheitsgrau. Kerzen flackern vor dem Gebäude, das am Montag für 14 Menschen zur Todesfalle wurde. Brandspuren und zerstörte Scheiben erinnern am Tag danach an das Feuerdrama. Die Opfer sind mittlerweile identifiziert. Nur langsam entsteht ein Bild von den schrecklichen Ereignissen. "Die ganze Dimension wird uns erst am Tag danach bewusst", sagt der örtliche Feuerwehrkommandant Gotthard Benitz.Ermittler und Brandsachverständige suchen die ganze Nacht akribisch nach Spuren. Mängel an der Einrichtung oder verschlossene Türen hat es laut der Feuerwehr nicht gegeben.

Am frühen Abend wird die Brandursache ermittelt: Ein mobiler Gasofen ist der Grund. Aus dem Ofen und der damit verbundenen Gasflasche trat unkontrolliert Gas aus. Plötzlich kam es zur Explosion, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Häberle. Alle Todesopfer haben in der kleinen Holzwerkstatt, in der der Ofen stand, gearbeitet.

"Es war ein schlagartiges Ausbreiten von Feuer und Rauch", sagt Kreisbrandmeister Alexander Widmaier. "Die Menschen in der Werkstatt, die es noch ans Fenster geschafft haben, konnten gerettet werden. Alle anderen hatten keine Chance." Ihre Leichen wurden am Boden liegend gefunden. Die Opfer hatten den giftigen Rauch eingeatmet und waren innerhalb von Sekunden tot. Feuerwehrleute müssen die Leichen bergen. "Sie müssen Eindrücke verkraften, von denen wir alle keine Vorstellung haben", sagt die für den Hochschwarzwald zuständige Landrätin Dorothea Störr-Ritter (CDU).

Einen Vorsatz sieht die Staatsanwaltschaft nicht. Sie ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen Unbekannt. Neben den Toten gab es neun Schwerverletzte und fünf Leichtverletzte. Unter den Schwerverletzten ist ein Feuerwehrmann. Alle Verletzten sind mittlerweile außer Lebensgefahr.

"Die Menschen sind traumatisiert von dem, was geschehen ist", sagt die Leiterin des Notfallnachsorge des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Sandra Bergmann. Psychologen und Seelsorger betreuen noch in der Nacht mehr als 60 Menschen. Betroffene erhalten zudem die Möglichkeit, an den Unglücksort zu kommen und dort Abschied zu nehmen. Für Samstag plant Titisee-Neustadt eine öffentliche Trauerfeier. Im Internet hat die katholische Kirche ein Trauerforum eingerichtet.

"Die ganze Stadt steht unter Schock", sagt der Bürgermeister von Titisee-Neustadt, Armin Hinterseh. Für Hinterbliebene werde die Stadt ein Spendenkonto einrichten.

Hintergrund

Vergiftungen mit Rauchgas sind bei Bränden die häufigste Todesursache. Grund ist vor allem Kohlenmonoxid, das bei Feuer mit geringer Luftzufuhr entsteht. Das geruchlose Gas bindet sich im Blut 300 mal stärker als Sauerstoff an den Blutfarbstoff und führt dadurch zum Ersticken. Hohe Kohlenmonoxidkonzentrationen führen innerhalb weniger Minuten zum Tod. Vergiftete können noch Stunden später ihr Leben verlieren, bis zu einem Drittel der Betroffenen sterben auf der Intensivstation. Der Sauerstoffmangel im Gehirn kann bei Überlebenden bleibende Schäden hinterlassen. dpa

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