Gab es Versäumnisse bei Lufthansa?

Berlin · Der medizinische Dienst der Lufthansa soll das Luftfahrtbundesamt nicht über die abgeklungene Depression von Germanwings-Copilot Andreas Lubitz informiert haben. Die Fluggesellschaft weist dies zurück.

Der Absturz der Germanwings-Maschine auf dem Flug 4U9525 wirft weiter Fragen auf. Gab es Versäumnisse im Umgang mit dem Copiloten? Das Luftfahrtbundesamt (LBA) wusste nach eigener Darstellung vor der Katastrophe mit 150 Toten nichts über die medizinische Vorgeschichte von Andreas Lubitz: Man sei vom Flugmedizinischen Zentrum der Lufthansa nicht informiert worden, teilte die Aufsichtsbehörde der "Welt am Sonntag " mit. Die Lufthansa wies den Verdacht zurück, Informationen zurückgehalten zu haben: Das Unternehmen komme seinen Pflichten gegenüber dem LBA nach, betonte ein Sprecher der Germanwings-Mutter.

Die Zeitung berichtete unter Berufung auf eine EU-Verordnung, dass Flugmediziner in Fällen schwerer Krankheiten wie Depressionen das LBA als Aufsichtsbehörde einschalten müssen - allerdings gelte dies erst seit April 2013. Lubitz, der die Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf offenbar absichtlich zum Absturz gebracht hat, hatte 2009 als Flugschüler seine Lufthansa-Verkehrsfliegerschule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert, wie die Lufthansa einräumte. Seit Inkrafttreten der neuen Verordnung unterzog sich der Copilot nach Informationen der "Welt am Sonntag " noch zwei Tauglichkeitsprüfungen - im Sommer 2013 und im Jahr 2014. Die Lufthansa wollte sich nicht näher zu diesen Prüfungen und dem Zeitungsbericht äußern. Man wolle den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf nicht vorgreifen, teilte ein Sprecher mit.

Nach Informationen des Magazins "Spiegel" durchsuchten Ermittler in der vergangenen Woche mehrere Arztpraxen, die der Copilot konsultiert haben soll. Lubitz suchte demnach sowohl Fachärzte für Neurologie als auch Fachärzte für Psychiatrie auf.

Am Osterwochenende trafen erneut Angehörige der Opfer in der Unglücksregion ein. Die Präfektur berichtete von rund 50 Verwandten und Bekannten. Die meisten der 150 Getöteten stammten aus Deutschland und Spanien. Polizei und Gendarmerie sicherten weiter die Absturzstelle. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden zahlreiche Handys gefunden. Die Auswertung der Daten ist aber wegen des Zustands der Telefone nicht gesichert. In Kürze soll damit begonnen werden, größere Wrackteile vom Unglücksort abzutransportieren.

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