Fußball-Weltmeister vor Gericht

Reggio Emilia · In Norditalien hat ein spektakulärer Prozess begonnen. Es geht um illegalen Waffenbesitz und die Zusammenarbeit mit der Mafia. Unter den Angeklagten: der italienische Fußballweltmeister Vincenzo Iaquinta.

 Für Iaquinta gibt es momentan keinen Grund zur Freude. Foto: dpa

Für Iaquinta gibt es momentan keinen Grund zur Freude. Foto: dpa

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Er war dabei, als der italienische Fußball eine Sternstunde erlebte. Stürmer Vincenzo Iaquinta wurde im Jahr 2006 Weltmeister. Jetzt muss sich der 36 Jahre alte Ex-Fußballer in einem dunklen Kapitel der italienischen Kriminalitätsgeschichte vor Gericht verantworten. Gestern hat im norditalienischen Reggio Emilia ein großer Mafia-Prozess gegen 147 Angeklagte begonnen. Unter ihnen sind auch der ehemalige Spieler von Juventus Turin und sein Vater Giuseppe.

In dem Verfahren sollen Verbrechen der kalabrischen 'Ndrangheta in Norditalien aufgerollt werden. Insbesondere geht es um die illegale Beteiligung von Baufirmen beim Wiederaufbau nach zwei Erdbeben in der Emilia Romagna im Mai 2012. Auch der Betrieb von Giuseppe Iaquinta war an den Arbeiten beteiligt, laut Justiz handelt es sich bei dem Unternehmer um einen maßgeblichen Exponenten des aus Kalabrien stammenden, aber auch in der Emilia Romagna aktiven Grande-Aracri-Clans. Iaquinta senior ist wegen Beteiligung an einer Mafiaorganisation angeklagt, der Sohn muss sich wegen Verstoß gegen das Waffengesetz sowie Unterstützung der 'Ndrangheta verantworten. Angesichts der vielen Angeklagten wurde für den Maxi-Prozess eine eigene Halle auf dem Gelände des Gerichts von Reggio Emilia errichtet.

Bei einem der größten Schläge der italienischen Polizei gegen die 'Ndrangheta im Januar 2015 wurde neben Dutzenden Verdächtigen auch Iaquintas Vater Giuseppe festgenommen. Bei der Hausdurchsuchung entdeckten die Ermittler zwei Pistolen bei dem Bauunternehmer, die auf den Namen des berühmten Sohns registriert waren. Weil dem Vater wegen seiner Nähe zur kalabrischen Mafia bereits zuvor der Besitz von Waffen untersagt worden war, wurde fortan auch gegen Iaquinta junior ermittelt. Vor Tagen verteidigte sich der Ex-Fußballer in einem Interview mit einer Zeitung und sagte: "Ich weiß doch gar nicht, was die 'Ndrangheta überhaupt ist!"

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Mafia-ProzesseRom. In einem ebenfalls gestern eröffneten Mafia-Prozess geht es um den Ex-Bürgermeister Roms, Gianni Alemanno. Während seiner Amtszeit von 2008 bis 2013 soll das kriminelle Geschäft in Rom prosperiert haben. Alemanno muss sich des Vorwurfs der Korruption und illegaler Finanzierung seiner Wahlkampagne stellen. Er soll etwa 125 000 Euro erhalten haben. Bestechungsgelder, sagen die Staatsanwälte. Der 58-Jährige wies die Anschuldigungen zurück. Sein Prozess schließt sich einem seit November laufenden Verfahren gegen 46 Angeklagte an - darunter Politiker, Unternehmer und Funktionäre - die allesamt mit der Mafia unter einer Decke gesteckt haben sollen. dpa

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