Für einen Schweizer hat der Tag 20 Stunden

Genf. Stilvoll und elegant sehen sie aus, die Armbanduhren aus David Chansons Kollektion. Auf den zweiten Blick aber irritieren sie: Die Zifferblätter haben statt zwölf nur zehn Stunden. Der junge Schweizer Uhrmacher will nicht nur stilbildend sein - nebenbei will er der Welt eine neue, bahnbrechende Zeitmessung nach dem Dezimalsystem verordnen

Genf. Stilvoll und elegant sehen sie aus, die Armbanduhren aus David Chansons Kollektion. Auf den zweiten Blick aber irritieren sie: Die Zifferblätter haben statt zwölf nur zehn Stunden. Der junge Schweizer Uhrmacher will nicht nur stilbildend sein - nebenbei will er der Welt eine neue, bahnbrechende Zeitmessung nach dem Dezimalsystem verordnen. Chansons erste Edition mit insgesamt 500 Exemplaren wird bereits im Internet angeboten - für umgerechnet rund 300 Euro das Stück. "Ich fand unsere Unterteilung in 60 Sekunden und 60 Minuten schon immer äußerst kompliziert", sagt der 34-jährige Spross einer altehrwürdigen Uhrmacherfamilie. Das Dezimalsystem biete für die Zeitrechnung eine "viel logischere" Aufteilung. In der elterlichen Villa bei Lausanne enthüllt Chanson einige seiner nach eigenen Empfinden "revolutionären Modelle": Das Zifferblatt zeigt zehn Striche, jeder Tag ist in zwei Mal zehn Einheiten unterteilt. Das Dezimalsystem löse bei der Zeitmessung gleich zwei Probleme, sagt Chanson: Es beende die mühselige Umrechnung von Stunden in Minuten und vereinfache die Addition von Zeiträumen. "Wie viele Stunden dauert ein Film von 150 Minuten?", fragt er provokativ. Auf zweieinhalb Stunden kämen die meisten erst nach einiger Umrechnungsakrobatik. Schon Chansons Großvater und Urgroßvater verdienten ihr Geld mit Uhren. Wie sie absolvierte auch er seine Ausbildung im Vallée-de-Joux im Schweizer Jura, eine der Hochburgen der Schweizer Uhrenindustrie. Der Herstellung von Uhren und ihrer Mechanik kann er trotz seiner Ausbildung aber nicht viel abgewinnen. "Die Reparatur von Uhren ist nicht mein Ding", gesteht er. Daher hat er mit der Produktion der Uhrwerke ein Unternehmen beauftragt, die Gehäuse werden von einem Zulieferer in Genf hergestellt. Zusammengebaut werden die Chronometer bei Neuchâtel in der Westschweiz. Chanson weiß schon, wie das neue Zeitsystem eingeführt werden könnte: Nach einer Anpassungsphase würden beide Systeme für einige Zeit nebeneinander verwendet. Deshalb weist das Zifferblatt seiner Uhren neben der Dezimaleinteilung die herkömmliche Zwölferskala auf. "Aber ich träume von einer Uhr, die nur meine Zeiteinteilung hat." Um die 132 000 Euro aufzubringen, die für die Realisierung seines Projektes nötig waren, brauchte Chanson die Unterstützung seines Vaters. "Ich war mit zahlreichen Marken in Kontakt, einige haben reagiert, aber wirklich interessiert zeigte sich niemand", räumt er ein. Die fertigen Modelle stießen im Internet bisher ebenfalls nur auf verhaltene Resonanz. Seine erste Edition sei seit ihrer Einführung im vergangenen Frühjahr nur auf "rund ein Dutzend Interessenten" gestoßen - darunter vor allem Sammler. "Ich fand die Unterteilung in 60 Sekunden und 60 Minuten immer äußerst kompliziert."David Chansons,Uhrmacher

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