Frieda, das kleine Wunder
Fulda · Frieda wurde 2010 als Europas jüngstes Frühchen geboren – nach nur 21 Wochen und fünf Tagen Schwangerschaft. Solchen extrem unreifen Kindern drohen Komplikationen. Aber Frieda stellt alle Prognosen auf den Kopf. Heute wird sie fünf.
Die Geburtstagsfeier von Frieda fällt immer besonders groß aus. Dass sie heute ihren fünften Geburtstag erleben darf, grenzt nach Einschätzung von Ärzten an ein medizinisches Wunder. Das Mädchen ist Europas jüngstes Frühchen. Sie kam 2010 im Klinikum Fulda zur Welt, bereits nach 21 Wochen und fünf Tagen. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Als sie entbunden wurde, war Frieda 26 Zentimeter groß und wog 460 Gramm. Normalerweise haben solch extrem unreifen Neugeborenen fast keine Überlebenschance - und später auch keine gute Perspektive. Aber Frieda stellt alle Prognosen auf den Kopf.
"Sie hat sich toll entwickelt", sagt Friedas Mutter Yvonne. Frieda wirkt noch immer zierlich. Sie ist einen knappen Meter groß und 12,5 Kilo schwer. Aber es geht ihr gut. Seit einem Jahr besucht sie einen Kindergarten in der Nähe von Fulda . Doch ganz sorgenfrei ist Friedas Mutter nicht. Das Mädchen muss sich wegen Essstörungen manchmal übergeben. "Dann merkt sie nicht, wenn sie genug hat", erklärt sie. "Auch die Motorik ist bei Frieda nicht so geschmeidig."
Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Fulda , Reinald Repp, teilt die Beobachtungen der Mutter. "Frieda ist ein kleines Wunder. Körperlich hat sie zwar Nachholbedarf, aber es geht stetig bergauf. Bei Tests kann sie mit Normal-Geborenen mithalten." Ob sich Friedas positive Entwicklung fortsetzt, sei schwer zu sagen, erklärt Repp. Es gebe zu wenige wissenschaftliche Erkenntnisse über den Lebensweg von extrem unreifen Frühchen. "Aber derzeit bestehen keine Anzeichen, dass schwere Probleme zu erwarten sind." Die Frühchen-Medizin verbessere sich stetig. "Die Chancen für die Kinder werden jedes Jahr besser und die Komplikationen weniger."
Wenn Frieda am Samstag Geburtstag feiert, wird aber auch Trauer mitschwingen. Denn Friedas Zwillingsbruder schaffte es nicht. Kilian starb sechs Wochen nach der Entbindung. Wer Kilian war - davon hat sich Frieda ihr eigenes Bild gemacht: Sie habe mit ihm in Mamas Bauch gekuschelt.