Freiheit in Teilzeit

München · Genau sieben Monate hat Uli Hoeneß warten müssen. Nun ist er Freigänger. Tagsüber kann er außerhalb der Gefängnismauern arbeiten – wieder beim FC Bayern München. Nur zum Schlafen muss er ins Gefängnis.

Zuletzt ging es Schlag auf Schlag: Erst zwei Tage Weihnachtsurlaub, daheim schlafen und mit den Liebsten feiern, an Silvester dann wieder Urlaub vom Gefängnisalltag und nun zum Jahresanfang der ersehnte Freigang. Deutschlands wohl prominentester Häftling Uli Hoeneß ist seit Freitag in Halbtags-Freiheit. Das bayerische Justizministerium bestätigte den Freigang.

Hoeneß kann tagsüber außerhalb der Gefängnismauern arbeiten gehen und muss nur zum Schlafen hinter Gitter. Sein alter Arbeitgeber FC Bayern ist auch der neue. Der einstige Präsident des europäischen Fußball-Spitzenclubs soll nach Aussage von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der Jugendabteilung beschäftigt werden.

Nichts deutet am Freitagmorgen auf dem Vereinsgelände an der Säbener Straße darauf hin, dass Hoeneß als neuer Mitarbeiter angefangen hat. Der FC Bayern befindet sich im Winterschlaf: Kein Training von Manuel Neuer und Co., die Zufahrtsschranke ist heruntergelassen, die Geschäftsstelle zumindest offiziell geschlossen, Winterurlaub heißt es. Nur einige Ordner halten Stallwache, ein paar Fans schlendern vorbei und werden wieder weggeschickt - nichts los bei den Bayern. Und doch ist Hoeneß seit Freitag - auf den Tag genau sieben Monate nach Haftantritt - Freigänger, hat das Gefängnis am Morgen verlassen. Doch wo ist Uli Hoeneß ? Ist dem FC Bayern der große Coup gelungen, seinen prominenten "Neuzugang" unbemerkt von der Öffentlichkeit in die Geschäftsstelle zu schleusen? Mehrfach hatten die Vereinsbosse schließlich gesagt, dass Hoeneß im Nachwuchsbereich des Vereins arbeiten werde. Kürzlich verriet Rummenigge im ZDF-"Sportstudio": "Ab Anfang Januar kommt er zum ersten Mal her, wird dann im Nachwuchs tätig sein."

Hoeneß, der am Montag 63 Jahre alt wird, sitzt seit 2. Juni im Gefängnis von Landsberg am Lech . Am 13. März hatte ihn das Münchner Landgericht wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. 111 Tage nach Haftbeginn - es war der 20. September - bekam er den ersten Ausgang genehmigt, weitere folgten.

Vom 24. bis 26. Dezember durfte sich Hoeneß über seinen ersten Hafturlaub freuen. Er verbrachte Weihnachten daheim bei der Familie in seinem Haus in Bad Wiessee am Tegernsee . Urlaub Nummer zwei folgte an Silvester . An Neujahr fuhr er wieder zurück ins Gefängnis, für eine Nacht.

Freigang dient laut bayerischem Strafvollzugsgesetz der Wiedereingliederung des Gefangenen. Freigänger können ihre eigene Kleidung tragen und außerhalb des Gefängnisses Bargeld besitzen. Auch Mobiltelefon und Laptop kommen "zu Aus- und Fortbildungszwecken in Betracht", heißt es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort