Forscher: Koran möglicherweise älter als Prophet Mohammed

Frankfurt · Die kürzlich entdeckten Fragmente der mutmaßlich ältesten Koranhandschrift könnten nach Auffassung des Islamwissenschaftlers Marco Schöller Vermutungen stützen, dass die Entstehung des Koran schon in die Zeit vor Mohammed zurückgeht.

Einer Hypothese zufolge habe der Prophet "bereits vorhandene Texte aus einer arabisch-monotheistischen Tradition" verwendet, schreibt der in Münster lehrende Wissenschaftler in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Für eine solche Annahme sprächen auch "inhaltliche Gesichtspunkte, insbesondere die Verwendung einiger Termini im Koran oder die Nachrichten über die protomuslimischen Monotheisten, die sogenannten ‚Hanifen'", so Schöller. Erhärten ließe sich diese Hypothese allerdings nur, "wenn noch weitaus ältere Koranhandschriften ans Licht kommen sollten".

Britische Wissenschaftler hatten kürzlich in der Sammlung Mingana in Birmingham die möglicherweise ältesten bekannten Koranfragmente entdeckt. Die beiden Blätter mit den Suren 18 bis 20 waren mit einer anderen Handschrift zusammengebunden. Eine Radiokarbonmessung datierte das verwendete Pergament auf die Jahre zwischen 568 und 645. Demnach könnte das Manuskript theoretisch noch zu Lebzeiten des 632 gestorbenen Propheten Mohammed entstanden sein, wahrscheinlicher aber einige Zeit danach.

Der Koran fand der Überlieferung nach unter dem dritten Kalifen Uthman (644-656) seine endgültige Fassung. Diesem heute gültigen Text entspricht mit minimalen Varianten auch das Birminghamer Fragment.

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