Foodwatch kritisiert Sauerstoff-Fleisch

Berlin. Das kosmetische Aufpeppen von frischem Fleisch mit Sauerstoff ist nach Ansicht des Bundesverbraucherministeriums nicht automatisch gefährlich. "Es besteht keine Gesundheitsgefahr, wenn das frisch verpackte Fleisch mit einem bestimmten Gasgemisch angereichert wird. Das Verfahren ist zulässig", teilte eine Ministeriumssprecherin gestern mit

 Foodwatch kritisiert den Einsatz von Sauerstoff bei verpacktem Frischfleisch. Foto: dpa

Foodwatch kritisiert den Einsatz von Sauerstoff bei verpacktem Frischfleisch. Foto: dpa

Berlin. Das kosmetische Aufpeppen von frischem Fleisch mit Sauerstoff ist nach Ansicht des Bundesverbraucherministeriums nicht automatisch gefährlich. "Es besteht keine Gesundheitsgefahr, wenn das frisch verpackte Fleisch mit einem bestimmten Gasgemisch angereichert wird. Das Verfahren ist zulässig", teilte eine Ministeriumssprecherin gestern mit. Wenn sich die Beschaffenheit des Fleisches wegen längerer Lagerung aber ändere, müsse dies gekennzeichnet werden.

Verbraucherschützer von Foodwatch werfen den Ketten Aldi Nord, Lidl, Marktkauf (Edeka-Gruppe) und Rewe vor, Frischfleisch in Kühltheken zulasten der Qualität mit einem Gasgemisch aufzupeppen - denn es kann zäh und ranzig werden. Foodwatch hatte 154 Packungen frischen Rind- und Schweinefleischs testen lassen. Bei 120 Tests des Sauerstoffgehalts habe sich gezeigt, dass alle vier Ketten das Fleisch für Selbstbedienungstheken mit einem hohen Sauerstoffanteil versahen. 34 Mal sei ein Indikator für verdorbenes Fett ermittelt worden.

Die Lebensmittelexperten des bundeseigenen Max-Rubner-Instituts (MRI) warnen vor einem Risiko. MRI-Präsident Gerhard Rechkemmer schrieb Foodwatch im Februar, dies mache sich bemerkbar "über fehlende Frische bis hin zu deutlich erkennbaren Fettveränderungen wie Ranzigkeit", vor allem bei Hackfleisch. Es könne auch ein gewisses mikrobiologisches Risiko durch frühe Bräunung bei der Zubereitung geben. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Peter Nitsch vom MRI warnte 2009 in der Zeitschrift "Fleischwirtschaft", der Gehalt an gesundheitsschädlichen Cholesteroloxiden könne zunehmen. Dies seien anerkannt giftige Substanzen.

Das Verbraucherministerium kündigte für Herbst einen Runden Tisch mit Bund, Ländern und Experten an. Dabei sollten die Vor- und Nachteile abgewogen werden. Auch über die Gefahr der Irreführung von Verbrauchern werde dann gesprochen. Foodwatch warf dem Verbraucherministerium eine Täuschung der Öffentlichkeit vor und forderte: "Ministerin Ilse Aigner muss die Sauerstoffbehandlung von Frischfleisch verbieten." Den Handelsketten warf Foodwatch vor, Frische vorzugaukeln und den Kunden minderwertiges Fleisch unterzujubeln. dpa

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