Fliegerarzt-Verband fordert strengere Kontrollen

Berlin/Haltern · Nach dem Germanwings-Absturz will der Verband der Fliegerärzte die Untersuchungen von Piloten ausweiten. Auch auf Psychopharmaka und Drogen müsse getestet werden.

Der Deutsche Fliegerarzt-Verband fordert strengere Untersuchungen von Passagierflugzeug-Piloten als Konsequenz aus der Germanwings-Katastrophe. "Wir fordern häufigere und gründlichere Laboruntersuchungen für Piloten", sagte Verbandspräsident Hans-Werner Teichmüller der "Welt". Es müsse ein Befund her, mit dem auch der Konsum von Psychopharmaka und Drogen nachgewiesen werden könne. Damit geht der Interessenverband der flugmedizinischen Sachverständigen weit über die bisherige Praxis hinaus. Ärztepräsident Frank Montgomery wies erneut Überlegungen zurück, die ärztliche Schweigepflicht zu lockern. "Kritische Reflexion ist immer sinnvoll. Wir haben aber eher Probleme mit einem zu laxen Umgang mit der Schweigepflicht", sagte er der "Rheinischen Post". Häufig würden nach dem Tod eines Menschen dessen Akten herausgeben, obwohl das verboten sei.

Seit dem Absturz des Flugzeugs am 24. März wird über medizinische Untersuchungen für Piloten und eine Lockerung der Schweigepflicht debattiert. Der Co-Pilot Andreas Lubitz soll den Kapitän ausgesperrt und die Maschine absichtlich in den Sinkflug gebracht haben. Bei der Katastrophe war er krankgeschrieben, was er anscheinend verheimlichte. Als Flugschüler hatte er seine Lufthansa-Fliegerschule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert.

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HintergrundWenn ein Kandidat bei der Lufthansa aufgenommen wird und eine Flugschule besuchen darf, geht er jährlich zu einer Tauglichkeitsuntersuchung. Am Ende der Ausbildung kommt noch ein Drogentest hinzu. Dabei wird das Blut untersucht und mit einem Psychologen gesprochen. Nach der Ausbildung werden Piloten einmal pro Jahr auf ihre körperliche Flugtauglichkeit untersucht. dpa

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