Fast 50 Jahre in der Todeszelle

Tokio · Mehr als 47 Jahre saß der Japaner Iwao Hakamada (78) in Haft, fast die ganze Zeit in der Todeszelle – jetzt lässt ein Gericht seinen Fall neu aufrollen. Der Ex-Berufsboxer war 1968 wegen der Ermordung einer vierköpfigen Familie zum Tod am Galgen verurteilt worden.

Der Fall ging durch alle Instanzen. Letztlich saß er so lange in der Todeszelle wie weltweit wohl kein anderer Häftling. Doch gestern gab ein Gericht im zentraljapanischen Shizuoka seinem erneuten Gesuch um Wiederaufnahme des Verfahrens statt. Hakamada kam sofort frei. Anlass der Freilassung sind DNA-Tests, die die Unschuld von Hakamada vermuten lassen. Der Vorsitzende Richter setzte die Todesstrafe für ihn aus. Die Staatsanwaltschaft legte Einspruch ein. Dennoch durfte der gebeugte alte Mann das Gefängnis noch am selben Tag verlassen. Japan ist eins der wenigen Industrieländer, in denen die Todesstrafe noch vollstreckt wird. Es ist das sechste Mal in der Nachkriegsgeschichte Japans, dass ein Gericht der Wiederaufnahme des Falls eines Häftlings zugestimmt hat, dessen Todesstrafe bereits rechtskräftig verhängt wurde. In vier der fünf Fälle waren die Verurteilten freigesprochen worden.

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