Zeitung veröffentlichte persönlichen Brief Der Streit mit der Klatschpresse eskaliert

London · Harry und Meghan machen gegen die britischen Boulevardzeitungen mobil – und ernten damit in der Corona-Krise viel Kritik.

 Harry und Meghan wollen sich in Kalifornien, fern von England, ein neues Zuhause aufbauen.

Harry und Meghan wollen sich in Kalifornien, fern von England, ein neues Zuhause aufbauen.

Foto: dpa/Chris Jackson

Prinz Harry und seiner Frau Meghan wird nicht selten vorgeworfen, ein ausgesprochen schlechtes Gespür für Timing zu besitzen. Vielleicht, so behaupten weniger Wohlgesinnte, fehle es ihnen auch komplett. Jedenfalls sorgten die beiden Anfang dieser Woche abermals für einen Sturm der Entrüstung. Per Anwaltsbrief ließen sie verbreiten, man werde von nun an „null Dialog“ mehr mit den vier größten Boulevardmedien Großbritanniens pflegen. Die Sussexes stünden „nicht mehr als Futter für ein Geschäftsmodell zur Verfügung, das von Klicks und Verzerrung lebt“.

Die Abscheu des Paars richtet sich konkret gegen die Blätter The Sun, Daily Mirror, Daily Express und Daily Mail. Woraufhin die lautstärksten Kommentatoren auf der Insel sofort gegen die „jammernden kleinen Bälger“ loswetterten, wie sie der gleichsam berühmte wie umstrittene Moderator Piers Morgan nannte. Ausgerechnet jetzt, da tausende Menschen wegen Covid-19 ihr Leben verlören und die Welt gegen die Pandemie kämpfe, würden der Herzog und die Herzogin von Sussex „einen Krieg mit den Medien“ starten? „Haltet die Klappe und verschwindet“, ächzte er in seiner Morgensendung in Richtung Malibu in Kalifornien. Dort wollen sich die abtrünnigen Royals mit dem knapp einjährigen Sohn Archie ein neues Zuhause aufbauen.

Der Zeitpunkt der Attacke auf die mächtigen Blätter dürfte keineswegs zufällig sein. Denn ab diesem Freitag nehmen Harry und Meghan es auch auf dem Rechtsweg mit der Boulevardpresse auf. Vor dem High Court in London beginnt ein Verfahren, das die beiden gegen das Verlagshaus Associated Newspapers angestrengt haben. Zu diesem gehört die Daily Mail. Moderator Piers Morgan übrigens schreibt Kolumnen für das auflagenstärkste Blatt des Landes – so schließt sich der Kreis.

Die Sussexes, die Ende März den Dienst im Auftrag der Krone quittiert haben, verklagen die „Mail on Sunday“, weil diese Auszüge eines persönlichen Briefs von Meghan an ihren Vater Thomas Markle exklusiv abgedruckt hatte – auf der Titelseite und selbstredend ohne die Erlaubnis der Tochter. Thomas Markle hatte das Schreiben der Zeitung zur Verfügung gestellt, weil er sich gegen seiner Ansicht nach falsche Berichte verteidigen wollte.

Meghan besteht darauf, dass es sich bei der Veröffentlichung ihres Briefs unter anderem um eine Verletzung des Urheberrechts sowie die Nutzung privater Daten handelte. Es seien zudem absichtlich Stellen herausgenommen worden, um sie „negativ“ darzustellen. Sollte die Herzogin das Verfahren gewinnen, will sie die Schadenersatz-Summe einer Hilfsorganisation spenden. Die Gegenseite kündigte an, sich „mit aller Kraft“ wehren zu wollen. Sie verteidigt sich unter anderem mit dem Argument, die Royals inklusive Meghan Markle lebten von den Veröffentlichungen über ihre Personen.

Und die dürften künftig nicht weniger werden. Diese Woche wurden Gerichtsakten öffentlich, die zeigen, dass das Paar im Vorfeld der Hochzeit im Mai 2018 vergeblich versuchte, den von Paparazzi belagerten Thomas Markle von Zeitungsinterviews abzuhalten. An die Öffentlichkeit zu gehen, mache die Lage schlimmer, hatte Harry seinem künftigen Schwiegervater geschrieben. „Wenn du Meg liebst und das Richtige tun willst, ruf mich an“, heißt es in dem Schreiben weiter. Wegen einer Herzoperation war es Thomas Markle nicht möglich, zur Hochzeit auf Schloss Windsor kommen konnte.

Harry hegt schon lange eine Abneigung gegen die Klatschpresse auf der Insel. Er macht diese für den Tod seiner Mutter Diana verantwortlich, die 1997 bei einem Autounfall auf der Flucht vor Paparazzi in Paris gestorben war. Mehrmals monierte er, Meghan werde von der Boulevardpresse verfolgt wie einst seine Mutter. Die Frage aber bleibt, ob sich das Paar einen Gefallen damit tut, den Kriegszug gegen den Boulevard auch abseits der Gerichte anzuheizen. Schon seit längerem versuchen die beiden, die klassischen Medien mit Hilfe ihres Instagram-Profils zu umgehen.

Das Blockade-Schreiben des Paars an die Verlagshäuser sei eine „der schlechtesten Formen der Kommunikation“ gewesen, die er je gesehen habe, sagte David Yelland, Ex-Chefredakteur der Sun. Das Paar hätte davon keinerlei Vorteile. Der Brief sei vielmehr „unverschämt und peinlich“. „Die Welt befindet sich in einer Krise – manche behaupten, der größten Krise seit 100 Jahren“, so Yelland – und den beiden gehe es „nur um sich“.

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