Es gibt kein Entrinnen

Saas-Fee · Die einen drehen das Radio lauter. Andere schalten ab – vergeblich. Irgendwo hört man „Last Christmas“ doch. Das Video zu dem unvermeidlichen Weihnachtshit entstand vor 30 Jahren in der Schweiz.

 Stilvoll: George Michael (l.) und Andrew Ridgeley. Foto:dpa

Stilvoll: George Michael (l.) und Andrew Ridgeley. Foto:dpa

Weihnachtsbaum, Lichterketten und "Last Christmas". George Michaels Synthesizer-Popsong über eine enttäuschte Liebe kann man in der Adventszeit nur schwer entkommen. In etlichen Ländern der Welt ist der Hit der Band Wham! ein Weihnachtsdauerbrenner. Selbst weit oben in den tief verschneiten Alpen.

Im Schweizer Winterferienort Saas-Fee bekommt man den Ohrwurm gern zu Raclette und Weißwein serviert. Wer will, kann auch an einer "Last-Christmas-Fackelwanderung" teilnehmen. Oder sich in eine "spaßintensive" Party im Stil der 80er Jahre stürzen - mit "Netzli-Shirts und Stonewashed Jeans". Gern auch mit der epochalen Frisur von George Michael : Vokuhila (vorne kurz, hinten lang).

Vor 30 Jahren stand halb Saas-Fee Kopf. Dort wurde das Video zu "Last Christmas" gedreht. Am 15. Dezember 1984 kamen Single und Video auf den Markt. Zum alljährlichen Ritual gehört in Saas-Fee auch, dass Touristen wie Journalisten die Einheimischen mit der Aufforderung bedrängen: "Erzählt doch mal, wie das so war mit dem George und der Filmcrew."

Charly Schmidt zum Beispiel. "Ich wusste überhaupt nicht, wer dieser George Michael ist", erzählte er der Schweizer Zeitung "20 Minuten". Eines morgens sei sein Vorgesetzter gekommen und habe gesagt, es werde jetzt mal ein Video gedreht. "Da habe ich gesagt: Ja klar, Chef." Beachtet wurde Schmidt wohl kaum. Er war der Kabinenführer jener Luftseilbahn, aus der George Michael und seine blonde Video-Freundin telegen ausstiegen.

Philippe Zurbriggen, Inhaber einer Holzschnitzerei, wurde als Chauffeur für die Filmcrew angeheuert. Über den angehimmelten "Last Christmas"-Schöpfer verriet er der Zeitung "Die Welt": "Der fläzte seine Schuhe immer aufs Armaturenbrett und rauchte merkwürdig süße Zigaretten." Letzteres, orakelte Zurbriggen, sei wohl der Grund, warum er von Michael "morgens beim Abholen nie erkannt" worden sei.

Geraunt wird in Saas-Fee vieles. Auch von unschönen Szenen zwischen Michael und Bandpartner Andrew Ridgeley. Nicht nur im Video seien die beiden schönen Männer spinnefeind gewesen, hört man. Gut zwei Jahre nach dem Dreh löste sich Wham! auf. Dass ausgerechnet "Last Christmas" der bis heute kommerziell erfolgreichste Wham!-Song wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie und Tragik.

Andrew spielt im Video den Lover jener attraktiven Brünetten, der George letztes Jahr zu Weihnachten sein Herz geschenkt hatte, wie es im Liedtext heißt ("Last Christmas I gave you my heart"). Der Text geht damit weiter, dass die Schöne das Herz gleich am nächsten Tag wieder hergab ("But the very next day you gave it away"). Nun kommt George Michael mit einer Neuen zum Weihnachtsfest in die Schneeberge, aber irgendwie funkt es noch zwischen dem Pärchen von "Last Christmas".

Und George Michael - heute 51 Jahre alt - kann sich darüber stets aufs Neue freuen. Sobald ein Sender "Last Christmas" auflegt, klingelt die Tantiemen-Kasse.

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