Erdbeben in der Türkei und in Syrien Katastrophenschutzbehörde eingestürzt – mehr als 7000 Tote

Update | Adena · Die Erdbeben haben in Syrien und der Türkei verheerende Zerstörungen angerichtet. Noch immer suchen Rettungskräfte und Zivilisten nach Überlebenden. Schnee behindert die Hilfe. Auch das THW aus dem Saarland beteiligt sich an der Unterstützung.

Zerstörung: schwere Erdbeben in Syrien und der Türkei
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Schwere Erdbeben in Syrien und der Türkei

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Foto: dpa/Anne Pollmann

Die Zahl der Toten in Syrien und der Türkei nach den verheerenden Erdbeben vom Montag, 6. Februar, ist auf mehr als 7000 gestiegen. Das ging aus Angaben aus den beiden Ländern hervor.

Man habe bisher allein in der Türkei 5400 Tote gezählt, wie die Katastrophenschutzbehörde AFAD am Dienstagabend mitteilt. Es gebe 26 000 Verletzte.

So stellt sich die Lage in den Katastrophengebieten aktuell dar

Ein Beben der Stärke 7,8 hatte die Region am Montag erschüttert. Sein Zentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS etwa 30 Kilometer von Gaziantep entfernt, einer türkischen Großstadt und Provinzhauptstadt. Es folgten mehr als ein Dutzend starker Nachbeben, darunter eines mit einer Stärke von 7,5. Dessen Epizentrum lag mehr als 100 Kilometer von dem des ersten Bebens entfernt.

Rettungskräfte und Zivilisten reichten Betonbrocken und Haushaltsgegenstände über Trümmerberge, bewegten Tonnen von Schutt bei der verzweifelten Suche nach Überlebenden des heftigen Erdbebens vom Montagmorgen von Hand. „Kann mich irgendjemand hören?“, riefen die Retter in der Provinz Kahramanmaras, in der das Epizentrum des Bebens lag. An einigen Orten im Südosten der Türkei drangen Schreie von Überlebenden unter den Trümmern eingestürzter Gebäude hervor.

Selbst das Gebäude der Retter ist nur noch ein Schutthaufen. Der Sitz der Katastrophenschutzbehörde Afad im südtürkischen Hatay ist eingestürzt und zum Sinnbild für die große Zerstörung im Land geworden.

UN-Kinderhilfswerk befürchtet mehrere 1000 tote Kinder

Das UN-Kinderhilfswerks Unicef befürchtet, dass bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien mehrere Tausend Kinder getötet worden sein könnten. Es gebe zwar noch keinen genauen Überblick, aber davon müsse man leider angesichts der Gesamtzahl der Opfer ausgehen, sagte ein Unicef-Sprecher am Dienstag in Genf.

Erste Rettungsteams im Katastrophengebiet angekommen

Alle Hilfsorganisationen der UN seien massiv engagiert. Bisher seien zwölf internationale Rettungsteams im Katastrophengebiet angekommen. „Wir erwarten im Laufe des Tages und morgen weitere 27 Teams“, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke. Zu den Problemen bei der Bergung gehörten die beschädigten Straßen und ein Mangel an Lastwagen. In Syrien käme hinzu, dass Elektrizität und Kraftstoffe nicht ohne Weiteres verfügbar seien.

Die Vereinten Nationen (UN) trafen eine erste Einschätzung von Sachschäden in Syrien. UN-Sprecher Stephane Dujarric sagte, 224 Gebäude im Nordwesten des Landes seien zerstört und mindestens 325 weitere beschädigt worden, darunter auch Lagerhäuser für Hilfsgüter für das kriegsversehrte Land. Die UN hatten in Syrien monatlich etwa 2,7 Millionen Menschen mit grenzüberschreitenden Hilfslieferungen unterstützt, die in Folge der Erderschütterungen ins Stocken geraten könnten.

Syrien rief die Vereinten Nationen und alle Mitgliedsländer dazu auf, das Land bei den Rettungsanstrengungen, der Gesundheitsversorgung, der Bereitstellung von Notunterkünften und in Form von Lebensmittellieferungen zu unterstützen.

Staatstrauer in der Türkei

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnete angesichts der zahlreichen Erdbeben-Toten in dem Land sieben Tage Staatstrauer an. Die türkischen Flaggen sollten nach den tödlichen Beben vom Montag landesweit und an den diplomatischen Vertretungen der Türkei in aller Welt auf halbmast wehen.

US-Präsident Joe Biden sicherte Erdogan in einem Telefonat die Unterstützung der USA zu. Dabei drückte er sein Beileid aus und unterstrich „die Bereitschaft der Vereinigten Staaten, jede erforderliche Hilfe“ für den Nato-Bündnispartner bereitzustellen, wie das Weiße Haus mitteilte.

Hilfe für die Erdbebengebiete läuft an

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, sagte, die US-Regierung plane, zwei Such- und Rettungsteams in die Türkei zu schicken. Biden und Erdogan besprachen den Angaben zufolge auch andere Maßnahmen, die benötigt werden könnten, um von den Erdbeben betroffenen Menschen zu helfen.

Unterdessen ging die Suche nach Überlebenden in beiden Ländern auch in der Nacht weiter. Vielerorts beteiligten sich auch Zivilisten daran.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) aus Deutschland beteiligt sich an der Unterstützung für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Syrien und der Türkei.

Auch finanzielle Hilfe wird angeboten

Australien und Neuseeland senden Millionenhilfen. Sein Land werde zehn Millionen australische Dollar (6,4 Millionen Euro) als Soforthilfe über das Internationale Rote Kreuz schicken, sagte der australische Premierminister Anthony Albanese am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem neuseeländischen Amtskollegen Chris Hipkins in Canberra. „Australiens Hilfe wird auf die Bedürftigsten abzielen“, betonte Albanse.

Neuseeland will 1,5 Millionen neuseeländische Dollar (880 000 Euro) spenden. „Unsere Herzen sind bei den Betroffenen. Neuseeland wird auch zu den internationalen Bemühungen beitragen“, erklärte Hipkins. Das Geld soll Teams des Roten Kreuzes dabei helfen, wichtige Hilfsgüter wie Lebensmittel, Zelte, Decken, Medikamente und psychologische Unterstützung ins Erdbebengebiet zu bringen.

Türkische Gemeinde wirbt um Partnerschaften für Betroffene

Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat sich die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) für langfristige Hilfen ausgesprochen. Zum Glück gebe es bereits Unterstützung von Hilfsorganisationen sowie Sach- und Geldspendenaktionen von Vereinen und Privatpersonen, sagte ein TGD-Sprecher.Die Menschen und Kommunen vor Ort benötigten aber auch langfristig Hilfe.

„Die Soforthilfen in Form von Sach- und Geldspenden sind wichtig, aber die Menschen haben teilweise ihre Existenz verloren, ihr Hab und Gut liegt unter Trümmern“, sagte Pressesprecher Kaan Bagcı. Die TGD regt deshalb eine Wiederbelebung des Patenschaftsprogramms von 1999 an. Dieses war den Angaben zufolge nach dem Erdbeben im August desselben Jahres im Nordwesten der Türkei ins Leben gerufen worden: „Damals haben Menschen aus Deutschland eine Patenschaft mit einer Person aus der Türkei aufgenommen und ihr beispielsweise monatlich Geld geschickt.“

Hilfe aus Deutschland zugesagt

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Türkei nach dem schlimmen Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion mit Tausenden Toten weitere Hilfe in Aussicht gestellt. Bei einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan habe der Kanzler „weiter umfassende Unterstützung zur Bewältigung dieses Unglücks“ zugesagt, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstagabend in Berlin mit.

Nach dem Beben am Montag hatte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) bereits angekündigt, das Technische Hilfswerk (THW) bereite die Lieferung von Notstromaggregaten, Zelten und Decken vor. In der Nacht zum Mittwoch wollte ein 50-köpfiges THW-Team im Auftrag der Bundesregierung in die Türkei fliegen.

Bei dem Gespräch am Dienstagnachmittag habe Scholz dem Präsidenten „sein tief empfundenes Beileid zum Tod zahlreicher Menschen“ übermittelt. Erdogan habe die internationale Unterstützung gewürdigt.

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