Er ist wieder da
München · Uli Hoeneß hat es geschafft. Nach 21 Monaten in Haft wurde er in einer Nacht- und Nebelaktion vorzeitig aus der Haft entlassen. Im Sommer fällt angeblich die Entscheidung über seine Zukunft beim FC Bayern. Jetzt macht er erst einmal Urlaub.
Er hat allen ein Schnippchen geschlagen. Mal wieder. Als die Fotografen auf ihr Bild von der Entlassung von Uli Hoeneß aus dem Gefängnis warteten, war der einst mächtigste deutsche Fußballfunktionär schon wieder in sein neues, altes Leben zurückgekehrt. "Er ist schon lange da", sagte sein Sohn Florian am frühen Montagmorgen den Reportern vor der Hoeneß-Villa in Bad Wiessee am Tegernsee. Die Reporter berichteten auch davon, dass das Klirren von Gläsern zu hören gewesen sei, außerdem habe eine sechsköpfige Blaskapelle aufgespielt.
Dass Feierstimmung im Hause Hoeneß herrscht, ist nicht verwunderlich. Zwar war der 64-Jährige schon als Freigänger mit Urlaubsanspruch regelmäßig in seinem Anwesen. Doch stets mit dem Zwang, pünktlich aufzubrechen, um wieder in seine Zelle zurückzukehren. Das ist jetzt anders. Uli Hoeneß ist wieder ein freier Mann - nach der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe kam er auf Bewährung frei. Die Frist beträgt drei Jahre. In dieser Zeit darf er keine Straftat begehen und muss jeden Wohnortwechsel melden. Ins Ausland reisen darf er uneingeschränkt. Viele fragen sich nun, ob der einstige Präsident des FC Bayern beim Fußball-Rekordmeister wieder ganz vorne mitmischen will. Der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino sagte gestern in Zürich: "Ich freue mich ungemein, dass er wieder da ist."
Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro verurteilt. Am 2. Juni 2014 trat er seine Strafe im Gefängnis von Landsberg an. Bereits Anfang 2015 wurde er Freigänger und arbeitete tagsüber in der Jugendabteilung des FC Bayern.
Hoeneß wolle als freier Mann jetzt erst einmal Urlaub machen, hieß es aus seinem Umfeld. Am 13. März hat er einen öffentlichen Auftritt: In Mönchengladbach will Hoeneß die Laudatio auf Jupp Heynckes halten. Der Ex-Bayern-Trainer erhält den Ehrenring seiner Heimatkommune für "seine herausragenden Verdienste um die sportliche Bedeutung der Stadt". Es war Heynckes' Wunsch, dass kein anderer als Hoeneß die Laudatio hält.
Mitte des Jahres will der Ex-Gefangene dann angeblich seine Entscheidung bekanntgeben, ob er beim FC Bayern wieder an vorderster Front mitmischt. Fans, Mitglieder und Freunde würden ihn gerne wieder auf dem Vereinsthron sehen. Die Präsidentenwahl findet im November statt, eine Ämterteilung mit dem amtierenden Präsidenten Karl Hopfner ist vorstellbar. Hoeneß könnte den Verein als Präsident führen, Hopfner den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender an der Seite einflussreicher Wirtschaftsführer behalten. Hopfner hat betont, nicht gegen Hoeneß um das Präsidentenamt zu kandidieren. Franz Beckenbauer sagte der "Bild" über seinen Freund Hoeneß: "Ich glaube, er wird vielleicht in seinem Urteil etwas nachsichtiger sein und nicht mehr ganz so besessen." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: "Als sein Freund freue ich mich sehr, dass Uli die für ihn sicher schwierige Zeit nun hinter sich gelassen hat."
Viele Bayern-Anhänger haben noch Hoeneß' Worte bei der letzten Mitgliederversammlung vor seiner Inhaftierung im Ohr: "Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen", hatte er damals gesagt - und hinzugefügt: "Das war's noch nicht!"