Schüler-Tat in Lünen Entsetzen über Bluttat an Gesamtschule

Lünen · Eine Stadt unter Schock: Ein 15-Jähriger soll in Lünen einen Mitschüler getötet haben. Die Polizei fordert eine gesellschaftliche Debatte über Messerattacken.

 Betroffenheit auf allen Seiten: Polizisten und Schüler stehen auf dem Schulhof der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen in Nordrhein-Westfalen, wo ein Schüler gestern offenbar von einem Mitschüler getötet wurde.

Betroffenheit auf allen Seiten: Polizisten und Schüler stehen auf dem Schulhof der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen in Nordrhein-Westfalen, wo ein Schüler gestern offenbar von einem Mitschüler getötet wurde.

Foto: dpa/Marcel Kusch

So richtig fassen können es die Eltern noch nicht, dass gerade ein 14-Jähriger an der Schule ihrer Kinder getötet wurde. „Ich finde es ganz schlimm. Man ist noch richtig konfus“, sagt eine Mutter gestern. Sie hat gerade ihren Sohn, einen Fünftklässler, von der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen nördlich von Dortmund abgeholt. Vier Stunden zuvor ist dort der Junge aus der 8a getötet worden – vermutlich von einem 15-jährigen Mitschüler. Über das, was der Tat vorausging, gab es wenige Stunden später nur Gerüchte.

Abdelkader Bouzea kannte das Opfer. „Ich war sein Fußballtrainer“, erzählt der Mann vor dem Schultor. Noch am Morgen habe er dem 14-Jährigen eine Nachricht geschrieben, wann er zum Training kommen solle. Eine Antwort habe er nicht mehr erhalten.

Bange Minuten am Morgen, kurz nach Unterrichtsbeginn. „Wir mussten in den Klassen bleiben“, erzählt Eren Karatas (14). Dann habe ein Lehrer gesagt, dass jemand erstochen worden sei. Direkt mitbekommen habe er die Tat nicht, aber gehört, dass es einen Streit zwischen Täter und Opfer gegeben haben soll. „Sie kannten sich wohl.“ Erens Mutter Döndü Karatas fragt: „Warum hat der 15-Jährige das getan? Ich bin total traurig, dass es heutzutage so gewalttätig zugeht.“

An Unterricht ist nach der Tat nicht mehr zu denken. Eltern sollen ihre Kinder abholen. Alleine gehen darf niemand. Schüler mit Handy schreiben ihren Eltern oder rufen sie an. Einem 13-Jährigen steht der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben. Er erzählt, dass einige Mitschüler geweint haben, als sie in der Klasse auf ihre Eltern warten mussten. Um die Schüler kümmern sich am Vormittag auch Notfallseelsorger.

Auch über den mutmaßlichen Täter gibt es bislang kaum Informationen. Der 15-Jährige soll dort schon lange Schüler gewesen sein, aber zuletzt mehrere Wochen lang eine andere Schule besucht haben. Gestern soll er mit seiner Mutter wieder in der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule erschienen sein. Die Polizei gibt zunächst lediglich bekannt, dass der 15-Jährige in Deutschland geboren wurde, die deutsche Staatsbürgerschaft besitze und außerdem einen kasachischen Pass habe.

Die Behörden machten zunächst keine Angaben zur verwendeten Waffe, zum Tathergang und den Verletzungen des Opfers, das gestern obduziert werden sollte. Die Ermittler wiesen aber darauf hin, dass es sich um eine „Einzeltat“ handele. „Die Tat war definitiv kein Amok­lauf“, sagte Heiko Artkämper von der Staatsanwaltschaft Dortmund.

 Notfallseelsorger kümmern sich um die erschütterten Schüler.

Notfallseelsorger kümmern sich um die erschütterten Schüler.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte gestern angesichts offenbar zunehmender Messerangriffe hierzulande eine gesellschaftliche Grundsatzdebatte über wirksame Gegenmaßnahmen. Politik und Justiz benötigten aussagekräftige Lagebilder, um Straftaten mit einem solchen jederzeit verfügbaren und höchst gefährlichen Tatmittel auf denkbare Strafverschärfungen zu prüfen. „Täter sollten vor Gericht viel öfter die Härte des Gesetzes zu spüren bekommen“ verlangte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow.

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