Entführte Anneli getötet

Dresden/Klipphausen · Eltern und Polizei hatten keine Chance, Anneli zu retten. Sie überlebte ihre Entführung nur wenige Stunden. Nicht weit von ihrem Zuhause entfernt, durchlebte die 17-Jährige vermutlich ein Martyrium.

"Alle Hoffnungen und Gebete haben sich nicht erfüllt." Dresdens Polizeichef Dieter Kroll schluckte gestern Nachmittag, ehe er mit der Fassung ringend die schlimmsten Befürchtungen im Fall Anneli bestätigen musste. Nach dem Fund der Leiche sei traurige Gewissheit, dass die 17-Jährige aus Sachsen entführt und getötet wurde.

Die Unternehmertochter aus der Nähe von Meißen musste sterben, weil sich vermutlich zwei verschuldete Männer bereichern wollten und als Erpresser unplanmäßig vorgingen. "Verbrecherisch dilettantisch", beschrieb Kroll ihr Handeln. Die Tatverdächtigen, die sich inzwischen in Untersuchungshaft befinden, handelten völlig chaotisch, nachdem sie Anneli überfallen hatten.

Anfangs stand als Motiv Bereicherung im Vordergrund. Als ihre Operation ohne sofortigen Erfolg blieb, wollten sie nach Einschätzung der Ermittler vordergründig die Erpressung verdecken. Kroll sagte, der 39-Jährige und der 61-Jährige wollten 1,2 Millionen Euro Lösegeld per Onlinebanking überwiesen haben. "Das ist eine Sache der Unmöglichkeit in dieser Höhe", sagte er. Eine Alternative fiel den Entführern nicht ein. Die Ermittler sprachen von "fehlendem Bemühen, mit der Familie in Kontakt zu treten". Doch möglicherweise war das Opfer da bereits schon tot.

Die Entführer hatten sich auch nicht maskiert. "Sie konnten von der Entführten erkannt werden, das Risiko war ihnen zu hoch", sagte Kriminaloberrat Lenk und nannte damit einen möglichen Grund, warum die Männer die 17-Jährige töteten. Wann, wo und wie genau die Gymnasiastin starb, das wollten die Ermittler zunächst nicht sagen und verwiesen auf die noch laufende Obduktion. "Wir gehen derzeit von Freitag aus", sagte Kroll. Anneli starb demnach irgendwo auf dem Dreiseithof in Lampersdorf, auf dem dann Montagabend ihre Leiche, nackt und mit Erde bedeckt, gefunden worden war. Nach Angaben von Kriminaloberrat Detlef Lenk gibt es derzeit keine Anhaltspunkte für sexuellen Missbrauch. Allerdings sei der jüngere Tatverdächtige in der Vergangenheit unter anderem wegen eines Sexualdeliktes aufgefallen. Zumindest einen der Täter kannte Anneli vom Sehen, möglicherweise sei die Kontaktaufnahme des 39-Jährigen beim Gassigehen mit dem Hund schon mit der Absicht erfolgt, sie zu kidnappen. Der Mann lebte bis vor kurzem in Nachbarschaft von Anneli und ihrer Familie. Seine Frau wuchs in dem Dreiseithof auf, wo ihre Leiche gefunden wurde.

Die im Polizeicomputer gespeicherte DNA des 39-Jährigen an Annelis Fahrrad brachte die Ermittler auf die richtige Spur. Bei der Oberservierung kam der Polizei auch der 61-Jährige "ins Bild", wie Kroll sagte. Während der Ältere teilweise ein Geständnis ablegte, schweigt der 39-Jährige bisher.

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